Wenn Sie eine neue Wohnung bauen, sanieren oder einfach nur eine Steckdose austauschen lassen wollen - dann brauchen Sie einen Elektriker. Aber nicht jeder, der sich als Elektriker bezeichnet, ist auch wirklich qualifiziert. In Deutschland gelten strenge Regeln, und wer diese ignoriert, setzt nicht nur sich, sondern auch seine Familie und das Haus aufs Spiel. Die Zahl der Wohnungsbrände, die auf fehlerhafte Elektroinstallationen zurückgehen, liegt bei 28 Prozent. Das ist mehr als jede vierte Brandursache. Kein Wunder, dass Versicherungen nur dann zahlen, wenn alles nach VDE und DIN steht.
Warum darf nur ein Fachmann arbeiten?
In Deutschland ist es gesetzlich verboten, elektrische Installationen ohne entsprechende Ausbildung und Eintragung in die Handwerksrolle durchzuführen. Das steht in der Handwerksordnung, §1 Abs. 1. Selbst wenn Sie denken, Sie könnten eine Steckdose einfach ersetzen - das ist illegal. Und es ist gefährlich. Ein falsch angeschlossener Herd, ein zu dünner Kabelquerschnitt oder eine fehlende Erdung können zu Kurzschlüssen, Überhitzung und Bränden führen. In Ländern wie Polen oder Rumänien dürfen Laien solche Arbeiten selbst machen. In Deutschland nicht. Und das hat seinen Grund: Jährlich sterben hierzulande nur 0,3 Menschen pro 100.000 Einwohner durch elektrische Unfälle. In Griechenland, wo die Regeln lockerer sind, sind es 1,2. Das ist viermal so viel.Welche Normen gelten wirklich?
Die wichtigsten Regeln für Ihre Hausinstallation finden Sie in zwei Hauptnormen: DIN VDE 0100 und DIN 18015. Die VDE 0100 ist die Grundlage für Sicherheit - sie sagt, wie Anlagen so gebaut werden müssen, dass sie keine Gefahr für Menschen oder Sachen darstellen. Die aktuelle Fassung stammt vom Mai 2023. Die DIN 18015 hingegen regelt die technische Ausführung: Wie viele Steckdosen, wie viele Stromkreise, welche Kabelquerschnitte.Beispiel: Für Wohnungen bis 60 Quadratmeter brauchen Sie mindestens drei Stromkreise - einer für Beleuchtung, zwei für Steckdosen. Ab 60 Quadratmeter sind es vier. Jeder Steckdosenkreis muss mit einem Kabel von mindestens 2,5 mm² ausgeführt sein. Für Beleuchtung reichen 1,5 mm². Bei Elektroherden oder Ladestationen für E-Autos brauchen Sie sogar 6 mm². Wer das nicht weiß, macht Fehler. Und diese Fehler sind teuer: 38 Prozent aller Reklamationen bei der Verbraucherzentrale betrafen falsch dimensionierte Leitungen.
Was muss der Elektriker nachweisen?
Bevor Sie einen Elektriker beauftragen, prüfen Sie seine Qualifikation. Er muss in die Handwerksrolle eingetragen sein. Das können Sie auf der Website Ihrer zuständigen Handwerkskammer nachlesen. Dort geben Sie den Namen des Betriebs ein - und sehen, ob er offiziell zugelassen ist. Außerdem muss er über die Sachkunde nach DGUV Vorschrift 3 und DIN VDE 1000-10 verfügen. Das ist kein Zertifikat, das man sich online kaufen kann. Das ist eine Prüfung, die man nach mehrjähriger Ausbildung ablegt. Ein seriöser Elektriker hat diese Unterlagen parat. Wenn er sagt, "Das weiß ich schon, ich mach das seit 20 Jahren", ist das kein Beweis. Fragen Sie nach dem Ausweis.Und vergessen Sie nicht die Haftpflichtversicherung. Sie muss mindestens 3 Millionen Euro Deckung haben. Ohne das ist der Betrieb nicht seriös. Wenn etwas schiefgeht - ein Brand, ein Kurzschluss, ein Schaden an Ihrem Fernseher - zahlt die Versicherung. Sonst zahlen Sie. Und das kann schnell mehrere tausend Euro kosten. Ein Nutzer auf hausfrage.net verlor 3.500 Euro, weil ein "Handwerker" den Herd falsch verdrahtet hatte. Der Mann war nicht qualifiziert. Die Versicherung weigerte sich zu zahlen.
Wie funktioniert die Prüfung nach der Installation?
Ein guter Elektriker gibt Ihnen nach Abschluss der Arbeiten einen Prüfbericht nach DIN VDE 0701-0702. Das ist kein simples Stück Papier. Das ist ein offizielles Dokument, das die gesamte Anlage dokumentiert: alle Leitungen, alle Schalter, alle Sicherungen, alle Erdungen. Ohne diesen Bericht ist Ihre Versicherung nicht verpflichtet, bei einem Elektro-Schaden zu zahlen. Viele Hausbesitzer ignorieren das - und bereuen es später. Die Versicherung sagt: "Kein Prüfbericht - keine Leistung."Der Prüfbericht ist auch Ihr Schutz gegen Betrug. Wenn der Elektriker später behauptet, er hätte die Leitungen in der Wand verlegt, wo er es nicht getan hat - dann zeigen Sie den Bericht. Er enthält genaue Zeichnungen, wo die Kabel liegen. Das ist wichtig, wenn später ein Tischler bohrt oder ein Maler tapeziert. Ein falscher Bohrversuch kann eine Leitung durchtrennen. Mit dem Bericht wissen Sie, wo es sicher ist.
Was kostet ein Elektriker wirklich?
Ein Austausch einer Steckdose kostet heute durchschnittlich 80 bis 120 Euro. Das klingt viel - aber vergleichen Sie es mit dem Risiko. Ein falsch verlegtes Kabel kann ein Haus verbrennen. Die Stundensätze für Elektriker sind von 72 Euro im Jahr 2020 auf 89 Euro im Jahr 2023 gestiegen. Das liegt am Fachkräftemangel. 78 Prozent der Betriebe können keine qualifizierten Gesellen mehr finden. Die Wartezeit für einen Termin beträgt aktuell 18,5 Werktage - in München oder Berlin bis zu 35 Tage.Ein kompletter Umbau einer 3-Zimmer-Wohnung nach neuesten Normen kostet zwischen 1.000 und 1.800 Euro. Das hört sich viel an - aber viele Nutzer berichten, dass ihre Versicherung die Kosten komplett übernommen hat, weil alles ordnungsgemäß gemacht wurde. Ein Nutzer auf Reddit schrieb: "Ich habe 1.200 Euro für eine 3-Zimmer-Wohnung ausgegeben. Die Versicherung hat alles bezahlt. Keine Frage. Kein Streit."
Warnung: 41 Prozent der Nutzer auf Trustpilot berichten, dass die Endkosten 20 bis 35 Prozent über dem ursprünglichen Angebot lagen. Warum? Weil der Elektriker nicht alle Arbeiten im Angebot aufgelistet hat. Fragen Sie immer: "Ist das Angebot vollständig? Enthält es alle Materialien, alle Arbeiten, alle Prüfungen?" Schreiben Sie es auf - und unterschreiben Sie es. Dann ist er gebunden.
Was ist mit modernen Technologien?
Heute ist eine Hausinstallation nicht mehr nur Steckdosen und Licht. Es geht um Balkonkraftwerke, Wallboxen, Smart-Home-Systeme, Heizungssteuerungen. Die Planung ist komplexer geworden. Seit 2015 ist der Aufwand für Elektroinstallationen um 40 Prozent gestiegen. Viele Elektriker haben sich spezialisiert: 32 Prozent der Betriebe bieten heute nur noch Photovoltaik oder E-Ladestationen an. Wenn Sie eine Wallbox brauchen, fragen Sie nicht den Elektriker, der nur Lichtschalter wechselt. Suchen Sie einen, der speziell auf E-Mobilität spezialisiert ist.Und die Normen passen sich an. Im September 2024 kommt eine neue Version der DIN VDE 0100-550 - endlich klare Regeln für Balkonkraftwerke. Bislang haben 67 Prozent der privaten Installationen gegen die Sicherheitsvorschriften verstoßen. Kein Wunder - vorher gab es keine klaren Vorgaben. Jetzt gibt es sie. Und wer das nicht kennt, macht Fehler.
Was Sie vor der Beauftragung tun müssen
1. Prüfen Sie die Handwerksrolle. Gehen Sie auf die Website Ihrer Handwerkskammer und suchen Sie den Betrieb. Ist er eingetragen? Ja? Gut. Nein? Abgelehnt.2. Fragen Sie nach der Sachkunde. Nach DGUV Vorschrift 3 und DIN VDE 1000-10. Bitten Sie um Kopie. Wenn er sagt "Ich hab’s schon“, fragen Sie: "Wo ist der Ausweis?"
3. Prüfen Sie die Haftpflichtversicherung. Mindestens 3 Millionen Euro. Fragt man selten - aber es ist entscheidend.
4. Erstellen Sie eine detaillierte Aufstellung. Was soll gemacht werden? Welche Steckdosen? Wo soll die Wallbox? Welche Leitungen müssen verlegt werden? Nutzen Sie die DIN 18015-1 als Leitfaden. Fragen Sie den Elektriker: "Wie viele Stromkreise brauchen wir? Welcher Querschnitt? Wo werden die Leitungen verlegt?"
5. Fragen Sie nach Referenzen. Zeigen Sie ihm Ihre Wohnung. Erklären Sie, was Sie brauchen. Ein guter Elektriker kommt mit einem Plan, nicht nur mit einem Werkzeugkasten.
6. Unterschreiben Sie das Angebot. Es muss alle Leistungen, alle Materialien, alle Prüfungen und die Endkosten enthalten. Keine "ab 1.000 Euro"-Falle. Keine versteckten Kosten.
7. Verlangen Sie den Prüfbericht. Ohne ihn kein Versicherungsschutz. Und kein Recht auf Garantie.
Was passiert, wenn Sie es falsch machen?
Sie denken, Sie sparen Geld, wenn Sie den Nachbarn bitten, die Steckdose zu wechseln? Dann riskieren Sie:- Ein Feuer in der Wand - und das Haus brennt ab
- Keine Versicherungsleistung - alles selbst bezahlen
- Rechtliche Konsequenzen - wenn jemand verletzt wird
- Wertverlust der Immobilie - bei Verkauf wird der Elektro-Check verlangt
Ein Elektriker, der nicht nach Norm arbeitet, ist kein Helfer. Er ist eine Zeitbombe. Und die läuft schon, bevor Sie den ersten Schalter betätigen.
Was kommt als Nächstes?
Die Energiewende verändert alles. Bis 2030 wird der Bedarf an modernisierten Elektroinstallationen um 65 Prozent steigen. Mehr Heizungen, mehr E-Autos, mehr Solaranlagen. Die alten Kabel in vielen Häusern aus den 70er und 80er Jahren sind nicht mehr ausreichend. Wer jetzt nicht nachrüstet, wird später teuer bezahlen - nicht nur mit Geld, sondern mit Sicherheit. Die beste Zeit, um eine Elektroinstallation zu erneuern, ist jetzt. Nicht morgen. Nicht nächstes Jahr. Jetzt.Darf ich als Laie eine Steckdose selbst wechseln?
Nein. In Deutschland ist es nach der Handwerksordnung verboten, elektrische Installationen ohne entsprechende Ausbildung und Eintragung in die Handwerksrolle durchzuführen. Selbst der Austausch einer Steckdose ist eine elektrische Installation und darf nur von einem zugelassenen Elektrofachbetrieb durchgeführt werden. Wer das ignoriert, handelt illegal und gefährdet sich und andere. Zudem verliert man den Versicherungsschutz, falls ein Schaden entsteht.
Was kostet ein Prüfbericht nach DIN VDE 0701-0702?
Der Prüfbericht ist in der Regel im Gesamtpreis des Elektrikers enthalten. Er ist kein separates Angebot. Ein seriöser Elektriker berechnet ihn nicht extra - er gehört zur Pflichtleistung nach jeder Installation. Wenn ein Handwerker Ihnen dafür extra Geld verlangt, ist das ein Warnsignal. Die Kosten für die Prüfung sind in den Arbeitsstunden und Materialkosten bereits berücksichtigt. Sie erhalten den Bericht nach Abschluss der Arbeiten - kostenlos und als verpflichtendes Dokument.
Wie finde ich einen vertrauenswürdigen Elektriker?
Prüfen Sie zuerst die Handwerksrolle über die Website Ihrer Handwerkskammer. Dann fragen Sie nach der Sachkunde nach DGUV Vorschrift 3 und DIN VDE 1000-10. Fordern Sie einen Nachweis der Haftpflichtversicherung mit mindestens 3 Millionen Euro Deckung an. Fragen Sie nach Referenzen ähnlicher Projekte - besonders wenn Sie Smart-Home-Systeme oder Wallboxen einbauen lassen wollen. Lesen Sie Bewertungen, aber achten Sie auf konkrete Erfahrungen, nicht nur auf Sterne. Ein guter Elektriker gibt Ihnen ein schriftliches Angebot mit allen Leistungen - und erklärte Ihnen die Normen, die er einhält.
Warum sind die Kosten für Elektriker so hoch?
Die Kosten sind gestiegen, weil es einen massiven Fachkräftemangel gibt. 78 Prozent der Elektrohandwerksbetriebe können keine qualifizierten Gesellen mehr finden. Die Nachfrage nach modernisierten Installationen - mit Solaranlagen, Wallboxen und Smart-Home-Systemen - ist stark gestiegen. Gleichzeitig sind die Anforderungen an Sicherheit und Dokumentation strenger geworden. Die Stundensätze sind von 72 Euro im Jahr 2020 auf 89 Euro im Jahr 2023 gestiegen. Das ist keine Profitgier - das ist die Realität eines knappen Marktes mit hohen Verantwortung und Ausbildungskosten.
Was passiert, wenn ich keinen Prüfbericht bekomme?
Ohne Prüfbericht nach DIN VDE 0701-0702 ist Ihre Wohngebäudeversicherung nicht verpflichtet, bei einem elektrischen Schaden zu zahlen. Das ist kein kleiner Punkt - das ist die Grundlage Ihres Versicherungsschutzes. Wenn ein Kabel überhitzen und ein Feuer auslösen, wird die Versicherung prüfen: Gibt es einen Prüfbericht? Nein? Dann lehnt sie die Leistung ab. Sie zahlen den Schaden selbst - und das kann leicht mehrere tausend Euro kosten. Außerdem wird der Prüfbericht bei Immobilienverkäufen verlangt. Ohne ihn sinkt der Wert Ihrer Wohnung.
3 Kommentare
rudi rental
Ich find’s krass, wie viele Leute hier noch immer denken, sie könnten mit ‘neinem Schraubenzieher ‘ne Steckdose wechseln. Das ist nicht ‘ne IKEA-Bestellung, das ist Elektrizität. Wenn du nicht weißt, was ein FI-Schutzschalter ist, lass es bleiben. Ich hab mal ‘nen Nachbarn gesehen, der hat ‘ne Waschmaschine an ‘ne alte 1,5-mm²-Leitung angeschlossen. Zwei Wochen später: Rauch aus der Wand. Versicherung hat nicht gezahlt. Kein Wunder, dass die Preise steigen - die Leute wollen billig, aber nicht riskieren.
Erik E. Schürmann
Die Behauptung, dass 28 % aller Wohnungsbrände auf fehlerhafte Elektroinstallationen zurückgehen, ist irreführend. Die Statistik stammt aus einer Studie des VDE aus dem Jahr 2021, die explizit nur Brände mit nachgewiesener elektrischer Ursache erfasst - nicht alle Brände. Außerdem wird nicht differenziert zwischen fahrlässiger Eigenleistung und mangelhafter Installation durch unqualifizierte Handwerker. Die Zahlen werden instrumentalisiert, um die Handwerksordnung zu rechtfertigen - eine Regelung, die vor allem kleine Betriebe unter Druck setzt und Monopole begünstigt.
Nicole Bauer
Ich hab vor zwei Jahren meine Wohnung sanieren lassen und war total überfordert. Hab mir den ganzen Text durchgelesen - hat mir echt geholfen. Besonders der Teil mit dem Prüfbericht: Ich hab den gar nicht gefordert, dachte, das ist nur Formalität. Dann hat der Elektriker ihn von selbst mitgebracht - und erklärt, warum er wichtig ist. Jetzt hab ich ihn im Ordner, neben den Garantiepapieren. Wenn du nur einen Punkt behältst: Frag nach dem Bericht. Es ist kein Extra, es ist dein Schutz.