Wenn Sie bauen oder sanieren, kostet es Geld. Viel Geld. Und selbst wenn Sie schon einiges an Eigenkapital haben, reicht es oft nicht, um das ganze Projekt zu finanzieren. Hier kommt die Kombination aus KfW-Darlehen und einem klassischen Bankkredit ins Spiel. Viele Bauherren wissen nicht, dass sie diese beiden Finanzierungsformen einfach zusammenlegen können - und damit monatlich Hunderte Euro sparen. Es ist kein Geheimnis, sondern eine bewährte Strategie, die Tausende in Deutschland nutzen. Aber nur, wenn sie sie richtig anwenden.
Was ist ein KfW-Darlehen und warum ist es anders?
Ein KfW-Darlehen ist kein normaler Bankkredit. Es kommt vom Staat, über die Kreditanstalt für Wiederaufbau. Die KfW gibt Geld nicht zum Profit, sondern um Energieeffizienz, Klimaschutz und bezahlbares Wohnen voranzutreiben. Deshalb sind die Zinsen oft deutlich niedriger als bei jeder Privatbank. Aktuell liegen sie bei einigen Programmen bei nur 0,75 % effektiver Jahreszins - und das bei einer Laufzeit von bis zu 10 Jahren. Das ist fast ein Schnäppchen.
Doch es gibt Haken: Die KfW zahlt nicht direkt an Sie. Sie müssen über eine Bank申请, die als Vermittler fungiert. Das ist kein Nachteil, sondern ein Vorteil: Die Bank nimmt den Antrag entgegen, prüft Ihre Unterlagen und reicht alles an die KfW weiter. Sie bekommen so zwei Kredite in einem Atemzug - den günstigen KfW-Teil und den restlichen Bankkredit. Und das, ohne zwei separate Verträge zu unterschreiben oder zwei Banken zu wechseln.
Welche KfW-Programme lassen sich kombinieren?
Nicht alle KfW-Darlehen sind gleich. Je nachdem, was Sie bauen oder sanieren, gibt es verschiedene Programme. Hier die wichtigsten, die sich mit einem Bankkredit kombinieren lassen:
- Programm 124 - Wohneigentum: Für den Kauf oder Bau eines selbst genutzten Eigenheims. Bis zu 100.000 Euro Kredit, Zinsen ab 1,05 %, Laufzeit bis 30 Jahre. Ideal für Neubauten mit hoher Energieeffizienz.
- Programm 151/152 - Energieeffizient Sanieren: Für umfassende Sanierungen. Bis zu 120.000 Euro pro Wohneinheit, Zinsen ab 0,75 %. Der Tilgungszuschuss reduziert die Rückzahlung zusätzlich.
- Einzelmaßnahmen Ergänzungskredit (Programm 159): Wenn Sie schon einen Zuschuss von BAFA oder anderen Programmen haben, aber noch eine Finanzierungslücke bleibt. Bis zu 120.000 Euro, Zinsen wie bei Programm 151.
- Programm 167 - Effizienzhaus: Für Neubauten mit sehr hohen Energiestandards. Bis zu 150.000 Euro pro Wohneinheit.
Wichtig: Sie können mehrere Programme gleichzeitig nutzen. Wenn Sie ein Effizienzhaus bauen, können Sie zum Beispiel Programm 124 (für den Kauf) und Programm 151 (für die Dämmung) kombinieren. Die KfW erlaubt das - solange die Kosten für jede Maßnahme nachgewiesen werden.
Wie funktioniert die Kombination mit einem Bankkredit?
Stellen Sie sich Ihre Finanzierung wie einen Kuchen vor. Der ganze Kuchen ist der Gesamtpreis Ihres Hauses oder der Sanierung. Ein Teil davon - sagen wir 30 % - wird mit einem KfW-Darlehen gedeckt. Der Rest - 70 % - kommt vom Bankkredit.
Beispiel: Sie bauen ein Einfamilienhaus für 450.000 Euro. Sie haben 100.000 Euro Eigenkapital. Die restlichen 350.000 Euro brauchen Sie als Kredit. Jetzt nutzen Sie das KfW-Programm 124: Sie erhalten 100.000 Euro mit einem Zins von 1,05 %. Der Rest von 250.000 Euro kommt von Ihrer Bank mit 4,2 % Zins. Ohne KfW müssten Sie die gesamten 350.000 Euro mit 4,2 % finanzieren. Mit KfW zahlen Sie nur für 250.000 Euro den höheren Zins - und für 100.000 Euro den günstigeren. Das macht über 20 Jahre eine Ersparnis von mehr als 45.000 Euro.
Und das ist nur der Zins. Viele KfW-Programme bieten auch tilgungsfreie Anlaufjahre. Das bedeutet: In den ersten zwei oder drei Jahren zahlen Sie nur Zinsen, keine Tilgung. Das entlastet Ihre Haushaltskasse, besonders wenn Sie gerade umgezogen sind, Kinder haben oder andere Ausgaben haben.
Warum ist die Kombination nicht immer sinnvoll?
Es ist kein Allheilmittel. Die Kombination hat auch Nachteile - und viele Bauherren unterschätzen sie.
Erstens: Verwaltungsaufwand. Sie haben zwei Kredite. Zwei Kontoauszüge, zwei Tilgungspläne, zwei Fälligkeiten. Wenn Sie nicht organisieren, verpassen Sie eine Zahlung. Und das kann teuer werden.
Zweitens: Zeitverzögerung. Die KfW braucht Zeit. Der Antrag wird geprüft, die Unterlagen werden geprüft, der Zuschuss wird bewilligt. Das dauert oft 6 bis 12 Wochen. Wenn Sie mit dem Bau beginnen, bevor die Zusage da ist, verlieren Sie die Förderung. Das ist ein häufiger Fehler - und er kostet Geld.
Drittens: Strenge Auflagen. Sie müssen nachweisen, was Sie gebaut haben. Rechnungen für Fenster, Dämmung, Heizung - alles muss original und vollständig sein. Keine Kopien, keine Schätzung. Wenn eine Rechnung fehlt, kriegen Sie kein Geld. Und wenn Sie nachträglich etwas ändern, z. B. eine andere Heizung einbauen, kann die Förderung entfallen.
Viertens: Laufzeitproblem. KfW-Darlehen laufen meist nur 10 Jahre. Der Bankkredit läuft 20 bis 30 Jahre. Am Ende der 10 Jahre müssen Sie den KfW-Teil komplett zurückzahlen - oder umschulden. Und wenn dann die Zinsen hoch sind, wird das teuer. Planen Sie das im Voraus.
Wie planen Sie die Kombination richtig?
Es gibt fünf Schritte, die Sie nicht überspringen dürfen:
- Prüfen, welches Programm passt. Nutzen Sie den KfW-Finanzierungsrechner. Geben Sie Ihre Kosten, Ihre Energieeffizienzklasse und Ihre Eigenkapitalquote ein. Der Rechner zeigt, welche Programme für Sie in Frage kommen.
- Bank wählen, die KfW-Darlehen vermittelt. Nicht jede Bank macht das. Fragen Sie bei Ihrer Hausbank, bei der Sparkasse oder bei Spezialisten wie Baufi24 oder Dr. Klein. Vergleichen Sie die Konditionen für den Bankkredit - der Zins ist hier entscheidend.
- Antrag stellen - BEVOR Sie unterschreiben. Vor Kaufvertrag. Vor Baubeginn. Vor Bestellung von Fenstern oder Heizung. Das ist die absolute Regel. Keine Ausnahme.
- Dokumente sammeln - lückenlos. Rechnungen, Belege, Energieausweis, Baupläne. Alles muss klar und nachvollziehbar sein. Führen Sie ein Ordner-System: „KfW - Rechnungen“, „Bank - Verträge“.
- Planen Sie die Rückzahlung. Was passiert nach 10 Jahren? Können Sie den KfW-Teil dann mit Eigenkapital oder einem neuen Kredit tilgen? Berechnen Sie das heute, nicht in zehn Jahren.
Was passiert, wenn Sie es falsch machen?
Einige Bauherren starten mit Begeisterung - und enden mit Ärger.
Beispiel 1: Ein Ehepaar aus Linz beginnt mit der Sanierung, ohne KfW zu beantragen. Sie haben eine neue Heizung eingebaut, die 18.000 Euro kostet. Dann stellen sie den Antrag. Die KfW lehnt ab - weil die Maßnahme bereits abgeschlossen war. Sie zahlen 18.000 Euro aus eigener Tasche. Und sie haben keine Chance mehr auf Förderung.
Beispiel 2: Ein Einfamilienhausbesitzer aus Graz kombiniert KfW und Bankkredit, aber er vergisst, die Tilgung des KfW-Darlehens zu planen. Nach 10 Jahren muss er 80.000 Euro auf einmal zurückzahlen. Er hat kein Geld. Er muss einen neuen Kredit aufnehmen - zu einem Zins von 5,8 %. Jetzt zahlt er doppelt so viel wie vorher.
Beispiel 3: Ein Bauherr reicht nur Kopien der Rechnungen ein. Die KfW verlangt Originalbelege. Die Auszahlung wird um drei Monate verschoben. Der Bau kommt ins Stocken. Der Handwerker verlangt Zinsen für die Verzögerung. Am Ende kostet das Projekt 12.000 Euro mehr.
Das sind keine Einzelfälle. Das sind Standardfehler - und sie sind vermeidbar.
Wann lohnt sich die Kombination wirklich?
Es lohnt sich, wenn:
- Sie ein energieeffizientes Haus bauen oder sanieren - also mindestens KfW-Effizienzhaus 55 oder 40.
- Sie mindestens 50.000 Euro an Fördergeldern nutzen können.
- Sie bereit sind, einige Monate vor Baubeginn mit der Planung zu beginnen.
- Sie ordentlich dokumentieren - Rechnungen, Fotos, Bescheinigungen.
- Sie eine Bank haben, die Ihnen hilft - nicht nur den Kredit gibt, sondern auch den Antrag bearbeitet.
Es lohnt sich nicht, wenn:
- Sie nur eine kleine Sanierung machen - z. B. neue Fenster für 10.000 Euro.
- Sie keine Energieeffizienz erreichen - dann gibt es kaum Förderung.
- Sie kurzfristig bauen müssen - z. B. weil Sie eine Mietwohnung kündigen müssen.
- Sie keine Zeit haben, Papierkram zu erledigen.
Was tun, wenn Sie unsicher sind?
Wenn Sie nicht wissen, ob die Kombination für Sie passt, holen Sie sich Hilfe. Eine unabhängige Baufinanzierungsberatung kostet oft nichts - viele Banken und Verbände bieten kostenlose Erstberatungen an. Sie zeigen Ihnen, welche Förderung möglich ist, wie viel Sie sparen können und wo die Fallstricke liegen.
Ein guter Berater prüft:
- Welche KfW-Programme passen zu Ihrem Projekt?
- Wie viel Eigenkapital brauchen Sie?
- Welche Bank bietet den besten Kreditzins?
- Wie wird die Tilgung nach 10 Jahren geregelt?
- Was passiert, wenn die Zinsen steigen?
Das ist kein Luxus - das ist Pflicht. Die Förderlandschaft ist komplex. Wer sie nicht kennt, verliert Geld. Wer sie kennt, spart Tausende.
Die Kombination aus KfW-Darlehen und Bankkredit ist kein Trick. Sie ist die Standardmethode für moderne Baufinanzierung in Deutschland. Sie ist gesetzlich verankert, staatlich gefördert und von Tausenden erfolgreich genutzt. Aber nur, wenn Sie sie richtig anwenden.
Kann ich ein KfW-Darlehen nachträglich beantragen, wenn ich schon gebaut habe?
Nein. KfW-Darlehen müssen immer vor Baubeginn oder vor Unterschrift des Kaufvertrags beantragt werden. Wenn Sie schon mit der Sanierung oder dem Bau begonnen haben - etwa Fenster eingebaut oder die Heizung ausgetauscht - ist die Förderung meist nicht mehr möglich. Die KfW prüft den Zeitpunkt der Maßnahme anhand von Rechnungen und Baubeginn-Dokumenten. Ein nachträglicher Antrag führt fast immer zur Ablehnung.
Wie lange dauert die Genehmigung eines KfW-Darlehens?
Die Genehmigung dauert in der Regel zwischen 6 und 12 Wochen. Das hängt davon ab, wie vollständig Ihre Unterlagen sind und wie viele Anträge zur gleichen Zeit bei der KfW eingehen. In der Bausaison (Frühjahr/Sommer) kann es länger dauern. Deshalb: Beantragen Sie früh - mindestens drei Monate vor Baubeginn. So haben Sie Zeit, falls etwas fehlt oder korrigiert werden muss.
Muss ich das KfW-Darlehen mit einer Grundschuld absichern?
Ja. Alle KfW-Darlehen für Immobilien müssen durch einen Grundbucheintrag gesichert werden - das heißt, eine Grundschuld wird im Grundbuch eingetragen. Das ist standardmäßig so, auch wenn es nur ein Teil des Gesamtkredits ist. Ihre Bank organisiert das für Sie. Sie bekommen einen Brief von der Grundbuchstelle, in dem Sie unterschreiben müssen. Das ist kein Risiko, sondern ein formales Verfahren, das auch bei normalen Bankkrediten gilt.
Kann ich mehrere KfW-Darlehen gleichzeitig bekommen?
Ja, das ist möglich - und oft sinnvoll. Wenn Sie ein Haus bauen und gleichzeitig energetisch sanieren, können Sie beispielsweise das Wohneigentumsprogramm (124) und das Energieeffizient Sanieren (151) kombinieren. Die KfW erlaubt das, solange die Kosten für jede Maßnahme klar getrennt sind und nachgewiesen werden können. Sie müssen nicht auf ein Programm beschränkt sein - nutzen Sie alle, die zu Ihrem Projekt passen.
Was passiert mit dem KfW-Darlehen, wenn ich das Haus verkaufe?
Wenn Sie das Haus verkaufen, müssen Sie das KfW-Darlehen vor der Übergabe komplett tilgen. Die Grundschuld wird aus dem Grundbuch gelöscht, sobald der Kredit abbezahlt ist. Der Käufer bekommt kein KfW-Darlehen - es ist an Sie gebunden. Wenn Sie den Kredit nicht zurückzahlen können, muss der Käufer entweder den Kredit übernehmen (was selten ist) oder Sie müssen den Betrag aus dem Verkaufserlös begleichen. Planen Sie das im Voraus, besonders wenn Sie in ein größeres Haus ziehen.
Ist die Kombination auch für Mieter sinnvoll?
Nein. KfW-Darlehen für Energieeffizienz und Wohneigentum sind nur für Eigentümer gedacht - also für Menschen, die ihr Eigenheim bauen oder kaufen. Mieter können keine KfW-Darlehen beantragen. Aber: Wenn Sie als Mieter eine Sanierung anregen wollen, können Sie Ihren Vermieter bitten, die Förderung zu nutzen. Viele Vermieter tun das, weil sie dadurch ihre Immobilie aufwerten und die Energiekosten senken können.
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