Wenn Ihre Kellerwände feucht werden, der Putz abblättert und sich an den Wänden ein unangenehmer Geruch ausbreitet, liegt das oft an einer einfachen, aber schwerwiegenden Ursache: aufsteigende Feuchte. Sie steigt kapillar aus dem Erdreich durch das Mauerwerk nach oben - bis zu 1,5 Meter hoch - und zerstört langsam Ihre Immobilie. In Österreich, wo viele Häuser aus den 1950er bis 1970er Jahren stammen, ist das ein Alltagsproblem. Die meisten dieser Gebäude wurden ohne Horizontalsperre gebaut, oder die ursprüngliche Abdichtung ist nach Jahrzehnten versagt. Doch es gibt eine Lösung: eine funktionierende Horizontalsperre im Mauerwerk.
Was ist eine Horizontalsperre und warum brauchen Sie sie?
Eine Horizontalsperre ist eine dichte Schicht im Mauerwerk, die Wasser daran hindert, aus dem Boden nach oben zu kriechen. Stellen Sie sich das wie einen Damm im Ziegel- oder Steinmauerwerk vor. Ohne diese Barriere saugt sich das Mauerwerk wie ein Schwamm voll - und das ist kein Problem der Luftfeuchtigkeit, sondern der Bodenfeuchtigkeit. Die Folgen sind nicht nur unschön: Schimmel, faulender Putz, salzige Ausblühungen und schließlich ein Verlust des Wärmedämmwerts. In einem alten Haus kann das bis zu 40 % mehr Heizkosten bedeuten, weil die nasse Wand nicht mehr isoliert, sondern kalt bleibt.Die DIN-Normen schreiben für Neubauten eine Horizontalsperre mindestens 30 cm über der Erdoberfläche vor. Bei Kellern gibt es sogar drei Schichten: eine oberhalb des Kellerbodens, eine unterhalb der Kellerdecke - und eine dritte, wenn die Decke auf Erdniveau liegt. Doch in Altbauten? Da fehlt sie oft komplett. Und das ist die häufigste Ursache für Sanierungsarbeiten in Österreich: 70 % aller Feuchteschäden in Gebäuden über 40 Jahren gehen auf eine fehlende oder defekte Horizontalsperre zurück.
Chemische vs. mechanische Horizontalsperre: Was ist besser?
Es gibt zwei Hauptmethoden, eine Horizontalsperre nachträglich einzubauen: chemisch und mechanisch. Beide funktionieren, aber sie unterscheiden sich stark in Kosten, Aufwand und Haltbarkeit.Chemische Horizontalsperre ist die gängigste Lösung. Dabei wird ein flüssiges Material - meist Alkalisilikat, Silikonharz oder Paraffin - in Bohrlöcher injiziert, die in der Wand in einer Höhe von etwa 15 bis 20 cm über dem Kellerboden angebracht werden. Das Material verteilt sich in den Poren des Mauerwerks, härtet aus und bildet eine wasserundurchlässige Schicht. Die Vorteile: geringer Aufwand, wenig Lärm, keine großen Schnitte in die Wand. Die Kosten liegen bei 30 bis 50 Euro pro laufendem Meter. Für ein Einfamilienhaus mit 20 Meter Umfang kostet das etwa 600 bis 1.000 Euro.
Aber: Es hat Grenzen. Bei Wänden aus Hohlsteinen, Natursteinen oder stark versalzenem Mauerwerk versagt es oft. Salze stören die chemische Reaktion, und das Material kann sich nicht richtig verteilen. Auch bei Wänden über 50 cm Dicke ist eine einfache Injektion von innen nicht ausreichend - dann müssen Bohrlöcher von außen und innen gesetzt werden. Die Haltbarkeit liegt bei 15 bis 20 Jahren. Einige neue Produkte wie die MEM TROCKENE WAND INJEKTIONSFLÜSSIGKEIT versprechen längere Lebensdauer, aber langfristige Daten fehlen noch.
Mechanische Horizontalsperre ist die robustere, aber aufwändigere Lösung. Dabei wird die Wand mit einer Säge oder einem Bohrer in einer horizontalen Linie aufgeschnitten - meist in der Lagerfuge - und ein dichtes Material wie Kunststoffstreifen, Metallblech oder Glasfasergewebe eingeschoben. Die Kosten liegen bei 80 bis 120 Euro pro laufendem Meter. Das ist doppelt so teuer wie die chemische Variante. Aber: Es hält 50 Jahre oder länger. Es funktioniert bei fast jedem Mauerwerk, auch bei versalzenen oder porösen Wänden. Es ist die einzige zuverlässige Lösung, wenn die Wand stark mit Salzen belastet ist - was oft bei alten Kellern der Fall ist, die früher mit Salz gegen Frost geschützt wurden.
Wie wird eine chemische Horizontalsperre richtig installiert?
Wenn Sie sich für die chemische Variante entscheiden, ist die Ausführung entscheidend. Viele DIY-Versuche scheitern, weil die Bohrlöcher falsch gesetzt werden. Hier ist, was wirklich zählt:- Wandstärke messen: Nutzen Sie ein Messband oder einen Tiefenmesser. Bei Wänden über 50 cm Dicke müssen Bohrlöcher von innen und außen gesetzt werden. Bei extrem feuchten Wänden brauchen Sie eine dritte Reihe in der Mitte.
- Bohrlöcher anzeichnen: Die Löcher werden in einem Abstand von 10 bis 25 cm gesetzt - je nach Mauerwerk. Sie müssen etwa zwei Drittel der Wanddicke durchdringen, aber mindestens 5 cm vor dem äußeren Mauerwerksrand enden. Der Neigungswinkel sollte 30 bis 45 Grad betragen, damit das Material besser fließen kann.
- Bohrlöcher reinigen: Bohrstaub muss komplett entfernt werden. Mit Druckluft oder einem Staubsauger mit speziellem Düse. Wenn Staub zurückbleibt, kann das Injektionsmaterial nicht richtig haften.
- Bohrlöcher befeuchten: Vor der Injektion die Löcher mit Wasser anfeuchten. Das hilft dem Material, besser in die Poren einzudringen.
- Injektion durchführen: Nutzen Sie eine spezielle Injektionspumpe. Füllen Sie langsam, nicht mit voller Kraft. Zu viel Druck reißt das Mauerwerk. Die Flüssigkeit sollte gleichmäßig austritt - nicht tropfenweise.
- Trocknungszeit einhalten: Nach der Injektion braucht die Wand mindestens 7 Tage, bevor Sie Sanierputz auftragen können. Die vollständige Trocknung dauert jedoch 4 bis 6 Monate. In dieser Zeit darf die Wand nicht verkleidet oder übermalt werden. Sonst bleibt die Feuchtigkeit gefangen - und Schimmel kommt zurück.
Ein Nutzer aus Graz berichtete auf einem Heimwerkerforum: „Nach 6 Monaten sind die Wände komplett trocken. Kein Schimmel mehr. Ich habe die Flüssigkeit von MEM genommen - und es hat funktioniert.“ Aber ein anderer schrieb: „Ich habe selbst gemacht - nach 8 Monaten immer noch feucht. Die Bohrlöcher waren zu weit auseinander.“
Was Sie bei der Auswahl des Materials beachten müssen
Nicht alle Injektionsflüssigkeiten sind gleich. Achten Sie auf:- CE-Kennzeichnung: Nur Materialien mit CE-Zeichen erfüllen die europäischen Normen. Ohne das Zeichen ist die Qualität ungewiss.
- VOC-Gehalt: Neuere Produkte haben einen VOC-Gehalt unter 30 g/l. Das ist umweltfreundlicher und gesünder für Ihre Wohnung.
- Herstellerangaben: Prüfen Sie, ob das Produkt für Ihr Mauerwerk geeignet ist - Ziegel, Beton, Klinker? Und ist es für versalzte Wände zugelassen?
- Garantie: Gute Hersteller bieten 10 bis 15 Jahre Garantie. Wenn keiner garantiert, ist das ein Warnsignal.
Die Marktentwicklung zeigt: Seit 2021 steigt die Nachfrage nach umweltfreundlicheren Produkten. 2022 wurden in Deutschland 287 Millionen Euro für Horizontalsperren ausgegeben - und die Zahl steigt jedes Jahr um 5,3 %. Das liegt nicht nur an der Sanierungsnotwendigkeit, sondern auch an den steigenden Energiepreisen. Eine getrocknete Wand spart Heizkosten - und das lohnt sich.
Warum Sie die Arbeit Fachleuten überlassen sollten
Es gibt viele YouTube-Tutorials, die zeigen, wie man eine Horizontalsperre selbst macht. Aber die Realität ist anders. Eine Studie der Technischen Universität München zeigt: In 45 % der Fälle, in denen Hausbesitzer selbst eingreifen, bleibt die Abdichtung unvollständig. Warum? Weil die Bohrtiefe nicht stimmt, die Abstände zu groß sind, oder die Reinigung vergessen wird. Die Folge: Feuchtigkeit steigt weiter - und der Schimmel kommt zurück.Fachbetriebe mit Zertifizierung nach dem Fachverband Gebäudeerhaltung arbeiten mit CE-geprüften Materialien, professionellen Geräten und wissen, wie man die Wand vorher analysiert. Sie messen den Feuchtigkeitsgrad, prüfen auf Salzbelastung und wählen die richtige Methode. Für ein Einfamilienhaus brauchen sie 3 bis 5 Tage - Selbstversuche dauern oft doppelt so lange und enden mit teuren Folgeschäden.
Die Kosten für eine professionelle Sanierung liegen bei 3.000 bis 6.000 Euro - je nach Hausgröße. Aber: Mit Förderungen des Bundes (z.B. über BAFA) können Sie bis zu 20 % der Kosten erstattet bekommen, wenn die Sanierung energetisch sinnvoll ist. Und eine getrocknete Wand erhöht den Wert Ihres Hauses - das zahlt sich langfristig aus.
Was tun, wenn die Wand stark versalzen ist?
Wenn Ihre Wände weißliche, kristalline Ablagerungen haben - das ist Salz. Es kommt von der Bodenfeuchtigkeit, die Mineralien aus dem Erdreich mit nach oben bringt. Bei stark versalzenen Wänden versagen chemische Horizontalsperren oft. Die Salze blockieren die chemische Reaktion. In diesen Fällen gibt es nur eine zuverlässige Lösung: die mechanische Horizontalsperre. Oder: eine Sanierputz-Schicht mit hoher Kapillarität, die das Salz aufnimmt und nach außen transportiert - aber nur, wenn die aufsteigende Feuchtigkeit gleichzeitig gestoppt wird. Das ist ein zweistufiges Verfahren, das nur Fachleute beherrschen.Dr. Markus Fischer, Bauphysiker aus München, schreibt in seinem Buch: „Chemische Horizontalsperren sind kein Allheilmittel. Bei stark versalzenen Wänden sind sie eine Falle - und führen zu teuren Wiederholungsarbeiten.“
Wie lange dauert es, bis die Wand trocken ist?
Das ist die häufigste Frage - und die schwerste zu beantworten. Es hängt von der Wanddicke, dem Feuchtigkeitsgrad und der Jahreszeit ab. In einem dünnen Ziegelmauerwerk mit mäßiger Feuchtigkeit kann es 4 bis 8 Wochen dauern. In einem 60 cm dicken Natursteinmauerwerk mit hoher Versalzung kann es bis zu 6 Monate dauern. Der Trick: Nicht aufhören, zu lüften. Auch im Winter. Die Feuchtigkeit muss nach außen entweichen können. Vermeiden Sie es, die Wände zu verschließen - keine Folien, keine Dämmplatten, keine Tapeten, bis die Wand komplett trocken ist.Ein Tipp aus der Praxis: Messen Sie die Feuchtigkeit mit einem Feuchtigkeitsmesser. Wenn der Wert unter 2 % bleibt - und das über mehrere Wochen -, ist die Wand trocken. Dann können Sie sanieren.
Was kommt danach?
Nach der Trocknung kommt der Sanierputz. Das ist kein normaler Putz - er ist speziell dafür entwickelt, Feuchtigkeit aufzunehmen und langsam abzugeben. Er ist salzbeständig und atmungsaktiv. Danach können Sie streichen, tapezieren oder verfliesen - aber nur, wenn die Wand wirklich trocken ist. Sonst beginnt der Kreislauf von Neuem.Wie erkennen Sie, ob die Horizontalsperre funktioniert?
Nach 6 Monaten sollten die Wände trocken sein. Kein Schimmel. Keine Feuchtigkeitsflecken. Kein salziger Geruch. Wenn die Wände an der Decke oder in den Ecken noch feucht sind, ist die Horizontalsperre nicht die Ursache - dann liegt ein anderes Problem vor: Undichte Fenster, fehlende Dachabdichtung oder Kondenswasser. Prüfen Sie dann die gesamte Gebäudehülle.Kann ich eine Horizontalsperre selbst einbauen?
Technisch ja - aber in 45 % der Fälle scheitert es, weil Bohrtiefe, Abstände oder Reinigung nicht korrekt durchgeführt werden. Nur wenn Sie Erfahrung mit Bohrtechnik haben, die richtigen Geräte besitzen und die Anweisungen genau befolgen, ist es machbar. Für die meisten Hausbesitzer ist die professionelle Ausführung sicherer und kosteneffizienter - besonders bei dicken oder versalzenen Wänden.
Wie viel kostet eine Horizontalsperre für ein Einfamilienhaus?
Bei chemischer Methode: 3.000 bis 5.000 Euro, bei mechanischer Methode: 6.000 bis 10.000 Euro. Die Kosten hängen von der Hausgröße, Wanddicke und Feuchtigkeitsbelastung ab. Mit Förderung (z.B. BAFA) können Sie bis zu 20 % erstattet bekommen, wenn die Sanierung energetisch sinnvoll ist.
Wie lange hält eine chemische Horizontalsperre?
15 bis 20 Jahre, bei guter Ausführung und moderater Versalzung. Neuere Produkte versprechen bis zu 25 Jahre, aber langfristige Daten sind noch begrenzt. Mechanische Horizontalsperren halten 50 Jahre oder länger.
Warum wird meine Wand trotz Horizontalsperre noch feucht?
Dann liegt die Ursache woanders: eventuell fehlende Vertikaldichtung, undichte Fenster, Kondenswasser durch schlechte Lüftung oder eine unzureichende Dachabdichtung. Eine Horizontalsperre stoppt nur die Feuchtigkeit aus dem Boden. Andere Quellen müssen separat untersucht werden.
Kann ich eine Horizontalsperre auch im Erdgeschoss einbauen?
Ja - besonders wenn das Erdgeschoss auf einem Keller oder einer Bodenplatte sitzt und die Wände feucht werden. Die Horizontalsperre wird dann in der ersten Mauerreihe oberhalb des Bodens eingebaut - meist zwischen 15 und 20 cm über dem fertigen Fußboden.
Brauche ich nach der Horizontalsperre einen Sanierputz?
Ja - unbedingt. Der alte Putz ist oft mit Salzen und Feuchtigkeit durchtränkt und muss entfernt werden. Sanierputz nimmt die restliche Feuchtigkeit auf und lässt sie langsam verdunsten. Normaler Putz würde die Feuchtigkeit einfangen - und Schimmel würde zurückkommen.
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