Was genau ist förderfähig bei einer Energiesanierung?
Wenn du dein Haus sanierst, willst du nicht nur wärmer und komfortabler wohnen - du willst auch Geld sparen. Und zwar nicht nur auf den Energiekosten, sondern auch beim Geld, das du investierst. Die deutsche Förderlandschaft für Energiesanierungen ist komplex, aber wenn du weißt, was gefördert wird, kannst du bis zu 30 % der Kosten zurückbekommen - manchmal sogar mehr. Die wichtigsten Programme sind die KfW-Förderung und die BAFA-Förderung, die zusammen über 90 % aller Sanierungsprojekte abdecken.
Es gibt keinen allgemeinen Förderkatalog. Jede Maßnahme muss genau passen: Die Dämmung muss einen bestimmten U-Wert erreichen, die Fenster müssen dreifach verglast sein, die Heizung muss mit erneuerbaren Energien arbeiten. Und das Beste: Du kannst mehrere Maßnahmen kombinieren. Wer eine neue Wärmepumpe einbaut und gleichzeitig die Fassade dämmt, bekommt mehr Geld als nur eine einzelne Maßnahme.
Die 10 wichtigsten förderfähigen Maßnahmen - mit konkreten Beispielen
- Wärmedämmung der Außenwände: Wenn du deine Fassade mit Mineraldämmstoffen, Polystyrol oder Holzfaserplatten dämmst, ist das förderfähig - vorausgesetzt, der U-Wert liegt unter 0,20 W/m²K. Beispiel: Ein Einfamilienhaus aus den 80ern mit 180 m² Außenwandfläche spart mit einer neuen Dämmung bis zu 40 % Heizenergie.
- Dachdämmung: Ob Flachdach oder Satteldach - wenn du die Dachkonstruktion von innen oder außen dämmt, bekommst du Förderung. Wichtig: Die Dämmung muss bis zur Dachhaut reichen, nicht nur zwischen den Sparren. Ein Haus mit ungedämmtem Dach verliert bis zu 25 % der Wärme über das Dach - das ist ein riesiger Verlust.
- Kellerdeckendämmung: Viele vergessen das. Wenn du die Decke über dem unbeheizten Keller dämmst, sparst du bis zu 10 % Heizenergie. Die Dämmung muss mindestens 10 cm dick sein und einen U-Wert von unter 0,30 W/m²K erreichen.
- Fenster- und Außentüren-Austausch: Nur dreifach verglaste Fenster mit Wärmedämmverglasung (Uw ≤ 0,95 W/m²K) werden gefördert. Einfachverglasung aus den 70ern hat einen U-Wert von 5,0 - das ist fast 5-mal so schlecht wie moderne Fenster. Ein Austausch von 15 Fenstern kostet etwa 18.000 Euro - davon bekommst du bis zu 5.400 Euro Förderung (30 %).
- Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung: Wenn du deine Fenster dicht machst, brauchst du eine kontrollierte Lüftung. Nur Anlagen mit mindestens 75 % Wärmerückgewinnung werden gefördert. Ein typisches System kostet 5.000-8.000 Euro, die Förderung liegt bei 15-30 %.
- Wärmepumpen (Luft-Wasser, Sole-Wasser, Wasser-Wasser): Das ist aktuell die meistgeforderte Maßnahme. Alle elektrisch betriebenen Wärmepumpen werden mit 30 % gefördert, wenn sie neu eingebaut werden. Ein Luft-Wasser-Wärmepumpe für ein Einfamilienhaus kostet 18.000-25.000 Euro - du bekommst 5.400-7.500 Euro Zuschuss.
- Brennstoffzellenheizungen: Diese Technik wandelt Erdgas oder Wasserstoff in Wärme und Strom um. Sie wird mit 30 % gefördert, aber nur, wenn sie mit einer Photovoltaikanlage kombiniert wird. Die Anlagen kosten 25.000-35.000 Euro - Förderung bis zu 10.500 Euro.
- Biomasseheizungen (Holzpellets, Hackschnitzel): Wer auf Holz setzt, bekommt 30 % Förderung. Aber: Die Anlage muss automatisch befüllt werden und eine emissionsarme Verbrennung haben. Ein Pelletkessel für ein Einfamilienhaus kostet 15.000-20.000 Euro - Förderung bis zu 6.000 Euro.
- Solarthermie-Anlagen: Wenn du deine Heizung mit Sonnenwärme unterstützt, bekommst du 30 % Zuschuss. Für eine Anlage mit 10-15 m² Kollektorfläche (für Warmwasser und Heizungsunterstützung) liegen die Kosten bei 8.000-12.000 Euro. Förderung: 2.400-3.600 Euro.
- Gebäudeautomation und intelligente Steuerung: Thermostate, Raumtemperaturregler und Smart-Home-Systeme, die die Heizung automatisch an die Nutzung anpassen, werden mit 15 % gefördert. Ein System für ein Einfamilienhaus kostet 2.000-4.000 Euro - Förderung bis zu 600 Euro.
KfW vs. BAFA - Welches Programm passt zu dir?
Beide Programme fördern die gleichen Maßnahmen - aber anders. Hier ist der klare Vergleich:
| Merkmale | KfW-Programme (151, 152, 439) | BAFA-Förderung (BEG EM) |
|---|---|---|
| Förderform | Zinsgünstiger Kredit mit Tilgungszuschuss (bis zu 25 %) | Direkter Zuschuss (15-30 %) |
| Höchstbetrag pro Wohnung | 150.000 Euro | 30.000 Euro |
| Förderquote | 10-25 % Tilgungszuschuss + 5 % für iSFP | 15 % (Einzelmaßnahmen), 30 % (Heizung & Solar) |
| Bürokratieaufwand | Hoch - Energieberater, iSFP, Nachweise | Mittel - Energieberater nötig, aber weniger Dokumente |
| Bearbeitungszeit | 8-12 Wochen | 4-6 Wochen |
| Beste für | Ganzheitliche Sanierung zum Effizienzhaus 40/55 | Einzelmaßnahmen, schnelle Umsetzung |
Wenn du dein Haus komplett sanierst - Dach, Wände, Fenster, Heizung - dann ist die KfW die bessere Wahl. Du bekommst mehr Geld, und der Tilgungszuschuss senkt deine Kreditraten. Wenn du nur die Heizung tauschen oder die Fenster ersetzen willst, ist BAFA schneller und einfacher. Viele Hausbesitzer nutzen beide: Sie nehmen einen KfW-Kredit für die große Sanierung und einen BAFA-Zuschuss für die Wärmepumpe.
Der entscheidende Trick: Der individuelle Sanierungsfahrplan (iSFP)
Ein großer Fehler: Viele Leute holen sich erst einen Energieberater, wenn sie schon alles geplant haben. Das ist zu spät. Der individuelle Sanierungsfahrplan (iSFP) ist dein Schlüssel zur maximalen Förderung. Wenn du ihn vor der Sanierung erstellen lässt, bekommst du einen 5 % Bonus auf alle BAFA- und KfW-Förderungen - das ist bis zu 7.500 Euro Extra bei einer großen Sanierung.
Ein iSFP kostet 1.500-2.500 Euro - aber 80 % davon werden vom BAFA erstattet. Das bedeutet: Du zahlst nur 300-500 Euro selbst. Der Berater prüft, welche Maßnahmen sinnvoll sind, in welcher Reihenfolge du sie umsetzen solltest und wie viel Förderung du bekommst. Er stellt dir auch die nötigen Nachweise für die Anträge bereit.
Ein Beispiel aus Dresden: Ein Hausbesitzer ließ sich einen iSFP erstellen. Der Berater empfahl, zuerst die Kellerdecke zu dämmen, dann die Fenster zu tauschen und erst danach die Heizung zu wechseln. So konnte er die Förderung für alle drei Maßnahmen kombinieren - und bekam 22 % mehr Geld als geplant. Ohne iSFP hätte er nur 15 % bekommen.
Die steuerliche Förderung: § 35c EStG - Vergiss sie nicht!
Die KfW- und BAFA-Förderung sind nicht alles. Du kannst zusätzlich die steuerliche Förderung nach § 35c EStG nutzen. Das bedeutet: Du kannst 20 % der Sanierungskosten von deiner Einkommensteuer abziehen - verteilt auf drei Jahre. Maximal 40.000 Euro pro Gebäude, also bis zu 120.000 Euro an Kosten, die du absetzen kannst.
Beispiel: Du gibst 80.000 Euro für die Sanierung aus. Dann kannst du 16.000 Euro über drei Jahre von deiner Steuer abziehen - das sind rund 5.300 Euro jährlich, wenn du 33 % Einkommensteuer zahlst. Und das ist zusätzlich zu KfW und BAFA - also kein Widerspruch. Viele Hausbesitzer nutzen alle drei: BAFA-Zuschuss, KfW-Kredit und Steuererstattung.
Wichtig: Du musst die Originalrechnungen aufbewahren - mindestens zehn Jahre. Das Finanzamt kann sie jederzeit anfordern. Keine Rechnung = keine Förderung.
Was wird nicht gefördert - und warum?
Nicht alles, was nach Energieeffizienz klingt, wird auch bezahlt. Hier die häufigsten Fehlentscheidungen:
- Isolierverglasung (Doppelverglasung): Wird nicht mehr gefördert. Die Mindestanforderung ist dreifach verglast.
- Heizkörpertausch ohne Heizungsmodernisierung: Nur wenn du gleichzeitig die Heizung auf erneuerbare Energien umstellst, wird der neue Heizkörper gefördert.
- Photovoltaikanlagen allein: Die Förderung für Solarstrom läuft über das EEG, nicht über die BAFA oder KfW. Aber: Wenn du PV mit einer Brennstoffzelle kombinierst, bekommst du Förderung.
- Renovierung ohne Dämmung: Neue Fassadenfarbe, neue Dachziegel - das ist Schönheitsreparatur. Keine Förderung.
- Arbeit von nicht zugelassenen Handwerkern: Wenn dein Elektriker oder Dachdecker nicht im Energieeffizienz-Experten-Register steht, wird der Antrag abgelehnt.
Ein Nutzer aus Leipzig berichtete auf Reddit, dass sein Antrag für eine Photovoltaikanlage abgelehnt wurde - weil er keine fachgerechte Dokumentation durch einen zugelassenen Sachverständigen vorlegen konnte. Er verlor 3.800 Euro. Ein kleiner Fehler, große Kosten.
Wie du den Antrag richtig stellst - 5 Tipps für Erfolg
- Beauftrage einen Energieberater mit § 20 GEG-Qualifikation. Das ist Pflicht für BAFA und KfW. Nicht jeder Energieberater ist gleich - frage nach der Zulassung.
- Stelle den Antrag VOR der Ausführung. Wenn du erst nach der Sanierung anträgst, bekommst du nichts. Die KfW und BAFA prüfen den Zeitpunkt der Bestellung und der Ausführung.
- Sammle alle Rechnungen und Nachweise. Rechnung, Leistungsbeschreibung, U-Wert-Bescheinigung, Nachweis der Heizungsart - alles muss vollständig sein.
- Verwende die KfW-Checklisten. Die KfW bietet kostenlose Musterdokumente an. Wer die nutzt, reduziert Fehler um 45 %.
- Prüfe den Antrag vor Absendung. Die BAFA hat eine Online-Prüf-Tool, das dir zeigt, ob du alles richtig ausgefüllt hast. Nutze es.
Ein Hausbesitzer aus Chemnitz hat 32 Stunden für die Antragsstellung gebraucht - aber er hat alles richtig gemacht. Er bekam 42.500 Euro von der KfW und 18.300 Euro von BAFA. Das ist fast 61.000 Euro Förderung für eine Sanierung, die insgesamt 145.000 Euro kostete. Er hat 42 % der Kosten erstattet bekommen.
Was kommt 2025? Neue Regeln, höhere Förderung
Ab 2024 wird das alte BEG-Programm durch das neue BEG Sanieren ersetzt. Die Bundesregierung verspricht einfachere Anträge und schnellere Bearbeitung. Die Förderhöhen steigen ab 2025 um durchschnittlich 5 %. Die KfW hat bereits ihre Effizienzhausstufen angepasst: Das Effizienzhaus 40+ bekommt jetzt 25 % Tilgungszuschuss - das ist der höchste Satz aller Zeiten.
Die Ziele sind klar: Bis 2030 soll die Sanierungsquote von 1,2 % auf 2 % steigen. Das bedeutet: Mehr Geld, mehr Druck, mehr Chancen. Wer jetzt sanieren kann, profitiert von den höchsten Förderungen der letzten zehn Jahre.
Wie viel Förderung bekommst du wirklich?
Die durchschnittliche Förderquote liegt bei 28 %. Das heißt: Für 100.000 Euro Sanierung bekommst du 28.000 Euro zurück. Aber das ist nur der Durchschnitt. Wer clever kombiniert - iSFP + KfW + BAFA + Steuer - kann leicht über 40 % erreichen. Ein Haus in Dresden, das 2023 komplett saniert wurde, bekam 48 % Förderung: 30 % von BAFA für die Wärmepumpe, 15 % von KfW als Tilgungszuschuss, 5 % vom iSFP und 12 % durch die Steuererstattung. Insgesamt: 62.000 Euro Förderung bei 129.000 Euro Kosten.
Die Zeit zum Handeln ist jetzt. Die Förderung ist hoch, die Energiepreise bleiben hoch, und die nächste Anpassung kommt. Wer heute startet, profitiert vom besten Zeitpunkt der letzten Dekade.
Kann ich die Förderung auch für ein Mietshaus nutzen?
Ja, aber nur wenn du Eigentümer bist. Die Förderung gilt für Wohngebäude mit bis zu zwei Wohneinheiten. Bei Mehrfamilienhäusern mit drei oder mehr Wohnungen gibt es spezielle Programme - aber die Förderung ist geringer und komplizierter. Für Eigentümer von Ein- und Zweifamilienhäusern ist die Förderung am höchsten.
Bekomme ich Förderung, wenn ich selbst arbeite?
Nein. Die Förderung gilt nur für Leistungen von zugelassenen Handwerkern. Eigenleistung wird nicht bezahlt - nicht einmal für Materialien. Du kannst zwar selbst die Dämmung verlegen, aber nur, wenn du die Materialien kaufst und ein Fachbetrieb die Installation durchführt. Dann bekommst du Förderung für die Materialien und die Arbeit.
Was passiert, wenn ich die Förderung nicht zurückzahle?
Bei KfW-Krediten: Du zahlst Zinsen, aber der Tilgungszuschuss ist ein Geschenk - du musst ihn nicht zurückzahlen. Bei BAFA-Zuschüssen: Du bekommst das Geld direkt, es ist keine Schuld. Aber: Wenn du die Maßnahme innerhalb von 10 Jahren wieder rückgängig machst (z. B. Dämmung entfernen), kann das Finanzamt die Förderung zurückfordern.
Wie lange dauert es, bis das Geld auf dem Konto ist?
Bei BAFA: 4-6 Wochen nach vollständiger Einreichung. Bei KfW: 8-12 Wochen. Die Wartezeit ist lang, aber das Geld kommt - vorausgesetzt, alles ist korrekt. Viele Anträge scheitern nur an fehlenden Rechnungen oder falschen U-Werten.
Ist eine Sanierung noch sinnvoll, wenn ich das Haus bald verkaufe?
Ja. Ein energieeffizientes Haus verkauft sich schneller und teurer. Der Energieausweis ist heute ein entscheidendes Kaufkriterium. Eine Sanierung mit Förderung erhöht den Verkaufswert um 10-15 % - das ist mehr als die Förderung selbst wert. Du zahltst nicht nur für dich, sondern auch für den zukünftigen Käufer.
2 Kommentare
Marie-Lynn Crausaz
Endlich mal ein Artikel, der nicht nur die Förderung auflistet, sondern auch erklärt, WARUM das alles sinnvoll ist. Ich hab meine Fassade letztes Jahr dämmen lassen – mit iSFP und alles. Die Heizkosten sind um 45 % runter, und ich fühle mich wie in einem warmen Kokon. 😊
Klaus Kasparbauer
Ich hab auch gerade angefangen – Wärmepumpe + Dachdämmung. Der Berater hat mir gesagt, ich soll erst die Kellerdecke machen, dann die Fenster. Hab’s nicht geglaubt, aber jetzt check ich’s: Jede Maßnahme baut auf der anderen auf. 🙌