Bevor du irgendeinen Handwerker beauftragst, solltest du mindestens drei Angebote einholen. Das ist nicht nur Empfehlung, das ist Notwendigkeit. In Dresden, wo die Kosten für Dachdämmung oder Fensteraustausch seit 2021 um durchschnittlich 8,5 Prozent pro Jahr gestiegen sind, kann ein schlechter Vergleich dir tausende Euro kosten. Ein Angebot, das 20 Prozent günstiger ist, klingt verlockend - bis du merkst, dass es keine Angabe zum Dämmmaterial enthält, oder die Arbeitsstunden nicht aufgelistet sind. Dann zahlst du später Nachträge - oft mehr, als du gespart hast.
Warum du nicht einfach das günstigste Angebot nimmst
Das günstigste Angebot ist nicht das beste. Das sagt nicht nur ein Energieberater, das sagt auch die Statistik: Laut einer Analyse des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) aus 2023 liegen die Preisunterschiede zwischen Angeboten für dieselbe Sanierungsmaßnahme durchschnittlich bei 18,7 Prozent - manchmal sogar zwischen 5 und 35 Prozent. Warum? Weil die Leistungsbeschreibungen nicht vergleichbar sind. Ein Handwerker nennt „Dämmung mit Mineralwolle“, ein anderer „Dämmung mit hochwertiger Steinwolle, Dicke 16 cm, Brandklasse A2“. Nur der zweite sagt dir, was du wirklich bekommst.68 Prozent der Angebote, die Experten von Doozer.de 2023 analysiert haben, enthielten Unstimmigkeiten. Das bedeutet: Wenn du das billigste Angebot annimmst, ohne zu prüfen, was wirklich drinsteht, riskierst du Nachtragskosten von durchschnittlich 14,3 Prozent. Das ist kein Risiko, das ist eine Baufalle.
Was ein richtiges Angebot enthalten muss
Ein qualitativ hochwertiges Angebot für Sanierungsarbeiten hat mindestens 15 Positionen. Nicht nur „Dachdämmung - 1.200 Euro“. Sondern:- Material: Steinwolle, 16 cm dick, Brandklasse A2, Hersteller: Knauf
- Menge: 120 m² Dachfläche
- Arbeitsstunden: 40 h, Lohn: 45 €/h
- Zusatzleistungen: Unterdachbahn, Dampfbremse, Lüftungsschlitze
- Abfallentsorgung: inklusive
- Garantie: 5 Jahre auf Material und Arbeit
- Einbau nach EnEV 2023 / GEG
Wenn eine Position fehlt - besonders Material, Menge oder Arbeitszeit - dann ist das Angebot unvollständig. Frag nach. Wenn der Handwerker nicht genau antworten kann, such weiter. Ein seriöser Handwerker hat eine klare Struktur. Er weiß, was er tut - und er kann es aufschreiben.
Wie du Angebote systematisch vergleichst
Nicht einfach die Preise runterscrollen. Du brauchst eine Tabelle. Erstelle eine einfache Excel-Datei mit diesen Spalten:| Position | Handwerker A | Handwerker B | Handwerker C |
|---|---|---|---|
| Dachdämmung - Material | Mineralwolle, 14 cm | Steinwolle, 16 cm, Knauf | Steinwolle, 16 cm, Rockwool |
| Arbeitsstunden | 35 h | 40 h | 42 h |
| Preis Gesamt | 18.500 € | 20.200 € | 21.000 € |
| Garantie | 2 Jahre | 5 Jahre | 5 Jahre |
| Förderfähigkeit | Nein | Ja, iSFP vorhanden | Ja, iSFP vorhanden |
Dann vergleichst du nicht nur den Preis - du vergleichst die Qualität. Handwerker B ist teurer? Vielleicht. Aber er bietet eine bessere Dämmung, eine längere Garantie und ist förderfähig. Das macht ihn im Endeffekt günstiger - besonders wenn du den BEG-Förderzuschuss von bis zu 30 Prozent bekommst.
Plattformen: Was bringt was?
Es gibt Dutzende Plattformen, die dir helfen sollen. Aber nicht alle sind gleich:- Enter.de: Der Marktführer mit 28 Prozent Marktanteil. Bietet Vor-Ort-Beratung, erstellt den individuellen Sanierungsfahrplan (iSFP) - der seit 2021 für viele Förderungen verpflichtend ist. Ideal für komplexe Projekte wie Fassadendämmung oder Heizungsumstellung. Du bekommst drei geprüfte Handwerker, die auf deinen iSFP zugeschnitten sind.
- RENEWA.de: Spezialisiert auf die Bewertung bereits vorliegender Angebote. Wenn du schon drei Angebote hast, aber nicht weißt, welches das beste ist, schick sie an einen Energieberater von RENEWA. Der prüft sie kostenlos auf Vollständigkeit und Förderfähigkeit. Sehr nützlich, wenn du selbst schon recherchiert hast.
- Sanierungskosten-vergleich.de: Schnell, einfach, online. In 5 Minuten ein Formular ausfüllen - und du bekommst bis zu drei Angebote. Perfekt für kleinere Projekte wie Fenster oder Heizkörper. Keine Vor-Ort-Beratung, aber günstig und schnell.
- Blauarbeit.de: Auktionsmodell. Handwerker bieten auf dein Projekt. Risiko: Du bekommst oft nur den billigsten Anbieter - ohne Garantie auf Qualität. Keine Prüfung der Handwerker. Nur für risikofreudige Nutzer.
- DeineHelfer24: Nur in Berlin aktiv. Lokal, aber begrenzt. Wenn du nicht in Berlin wohnst, nützt dir das nichts.
Wenn du eine energetische Sanierung planst - mit Förderung - dann wähle Enter.de. Wenn du nur ein paar Fenster austauschen willst, reicht Sanierungskosten-vergleich.de. Wenn du Angebote hast, aber unsicher bist, nutze RENEWA.de.
Wie du die Förderung nicht verschenkst
Die meisten Hausbesitzer wissen: Es gibt Fördergelder. Aber nur 63 Prozent der Antragsteller nutzen einen Angebotsvergleichsdienst - obwohl der individuelle Sanierungsfahrplan (iSFP) seit 2021 für viele Programme Pflicht ist. Ohne iSFP - kein Geld vom BAFA.Enter.de erstellt den iSFP als Teil des Prozesses. RENEWA.de kann ihn prüfen und ergänzen. Andere Plattformen nicht. Wenn du also einen Handwerker ohne iSFP beauftragst, bekommst du keine Förderung - selbst wenn dein Projekt dafür geeignet wäre. Das ist kein kleiner Fehler. Das ist ein Verlust von 3.000 bis 15.000 Euro.
Was du nach dem Vergleich tun musst
Du hast drei Angebote. Du hast verglichen. Du hast den besten ausgewählt. Jetzt kommt der letzte Schritt: Der Vertrag.- Prüfe, ob alle Leistungen aus dem Angebot auch im Vertrag stehen. Keine „wird gemacht“-Formulierungen. Nur klare Beschreibungen.
- Stelle sicher, dass die Garantie schriftlich steht - mindestens 2 Jahre, besser 5.
- Frage nach einer Baubegleitung durch den Handwerker - besonders bei Dach- oder Fassadensanierungen.
- Bezahle nie den vollen Betrag vorab. 30 Prozent Anzahlung, 60 Prozent nach Abschluss der Hauptarbeiten, 10 Prozent nach Abnahme.
- Verlange eine Rechnung mit detaillierter Leistungsliste - genau wie im Angebot.
Wenn du das nicht tust, bist du genauso verletzlich wie jemand, der kein Angebot verglichen hat.
Was andere Hausbesitzer erlebt haben
Auf Foren wie bauprofisfinden.de lesen sich die Erfahrungen klar:„Durch den Vergleich von drei Angeboten für meine Dachdämmung habe ich 22 Prozent gespart - das waren 4.850 Euro bei einer Gesamtsumme von 22.000 Euro.“ - User „SanierungsFreund“, April 2023
„Das günstigste Angebot enthielt keine Angaben zu den verwendeten Dämmmaterialien. Später kamen 1.200 Euro Nachtragskosten dazu.“ - User „Hausbesitzer2023“, Mai 2023
Eine Umfrage von myplanergy.de unter 500 Hausbesitzern ergab: 65 Prozent haben durch den Vergleich mindestens 15 Prozent gespart. 22 Prozent hatten Probleme mit unklaren Angeboten - und alle haben später mehr gezahlt.
Wie du den Prozess in 14 Tagen abschließt
Hier ist dein Zeitplan - realistisch, ohne Stress:- Tag 1-3: Schreibe deine Leistungsbeschreibung. Was genau soll gemacht werden? Welche Räume? Welche Materialien? Mindestens 10 Punkte.
- Tag 4-6: Kontaktiere 5 Handwerker - entweder über eine Plattform oder direkt. Vereinbare Vor-Ort-Termine.
- Tag 7-10: Warte auf die Angebote. Prüfe sie auf Vollständigkeit. Frag nach, wenn etwas fehlt.
- Tag 11-13: Vergleiche in einer Tabelle. Entscheide dich.
- Tag 14: Unterzeichne den Vertrag. Schicke den iSFP zur Förderung ein.
Du brauchst keine Expertin zu sein. Du brauchst nur Systematik. Und den Mut, nicht das erste Angebot anzunehmen.
Was du nicht tun solltest
- Nicht das erste Angebot akzeptieren - nur weil der Handwerker nett war.
- Nicht auf „Ich mache das für dich“-Angebote von Freunden oder Verwandten hereinfallen - wenn sie keine Rechnung mit Steuern und Garantie geben.
- Nicht auf „Sonderangebot heute“-Druck reagieren. Sanierungen sind keine Flash-Sale-Produkte.
- Nicht auf Plattformen vertrauen, die keine Handwerker prüfen. Wenn sie nicht sagen, wie sie die Handwerker auswählen - vermeide sie.
Sanierungsarbeiten sind eine der größten Investitionen, die du in dein Zuhause tätigen kannst. Du würdest auch nicht ein Auto kaufen, ohne drei Angebote zu vergleichen. Warum dann eine Sanierung?
4 Kommentare
Wolfram Schmied
Ich hab letztes Jahr meine Fassade sanieren lassen und nur ein Angebot genommen – weil der Typ so nett war. 18.000 € später und drei Nachträge später: Nie wieder. Der Vergleich ist kein Luxus, das ist Überleben.
Manja Gottschalk
Ich hab’s auch erst nicht geglaubt, aber nachdem ich drei Angebote verglichen hab, hab ich 5.200 € gespart 😍 und der Handwerker war sogar noch freundlicher als der erste! 🙌
Jakob Sprenger
Und wer sagt, dass die Förderung nicht einfach verschwindet, wenn der iSFP mal 'vergessen' wird? Die Behörden haben doch längst einen Algorithmus, der nur noch Leute mit 5-Jahres-Garantie und Knauf-Steinwolle belohnt. Wer nicht mitmacht, zahlt für die anderen. 🤡
Michael Hufelschulte
Die Verwendung des Begriffs 'Dämmung mit Mineralwolle' ist semantisch ungenau – es handelt sich hierbei um eine Unterkategorie von Steinwolle, die nach EN 13162 klassifiziert wird. Die Formulierung 'hochwertige Steinwolle' ist nicht nur unpräzise, sondern auch irreführend, da sie keinen technischen Standard benennt. Ein korrektes Angebot müsste explizit auf EN 1607-1 verweisen.