Türbreiten: Welche Maße sind bei Innentüren in Deutschland üblich?

Du ziehst um und plötzlich passt das neue Sofa nicht durch die Wohnzimmertür. Klingt wie ein schlechter Witz? Leider kennen viele diesen Moment. Denn ganz ehrlich: Wer denkt schon im Alltag über die tatsächliche Breite einer Tür nach? Dabei steckt hinter Türmaßen mehr als reine Willkür. Ein Blick in deutsche Wohnungen, Ämter oder Krankenhäuser zeigt: Hier gibt’s alles – von schmalen Altbautüren bis zu breiten Durchgängen, die sogar Rollstuhlfahrern genug Platz bieten. Die Antwort auf die Frage „Sind alle Türen gleich breit?“ ist also ein klares Nein. Aber woran liegt das? Und, noch spannender: Welches Maß ist sinnvoll für welchen Zweck?
Normen und Standardmaße: Gibt es überhaupt die typische Türbreite?
Nicht jede Tür wurde nach demselben Maßstab gebaut. Gerade bei Altbauten sieht man Überbleibsel aus Zeiten, bevor Normen geschaffen wurden – etwa Türen mit nur 60 Zentimeter Durchgangsbreite. Seit rund 35 Jahren gibt es in Deutschland die DIN 18101, die das Maßechaos etwas gebändigt hat. Im Neubau trifft man dadurch meistens auf vier gängige Breiten bei Innentüren: 610 mm, 735 mm, 860 mm und 985 mm (gemessen jeweils an der lichten Durchgangsbreite). Die beliebtesten Maße sind jedoch 735 mm und 860 mm – sie tauchen überall auf, ob im Schlafzimmer, Bad oder Hobbykeller.
Hier mal eine Übersicht zu den typischen Türbreiten:
Verwendungszweck | Gängige Türbreite (lichte Breite) |
---|---|
Schmale Nebenräume, Kammern | 610 mm |
Wohnzimmer, Schlafzimmer | 735 mm |
Wohnräume, Flur | 860 mm |
Barrierefreier Zugang | 985 mm |
Klingt nach festen Regeln? Nicht ganz. Es gibt immer Ausnahmen, vor allem im Altbau. Da stößt man häufig auf skurrile Maße, weil früher oft nach Augenmaß gearbeitet wurde oder die Räume nachträglich umgebaut wurden. Das Problem: So gut wie kein moderner Türblatthersteller produziert mehr auf nicht-standardisierte Maße – außer gegen deftigen Aufpreis. Klar, dann wird jede Tür zur Sonderanfertigung, und das merkt man schnell im Portemonnaie.
Wenn du gerade renovierst – schau also lieber zweimal nach, wie breit deine Türen wirklich sind. Maßband reicht oft nicht, da es auf die sogenannte „lichte Durchgangsbreite“ ankommt. Das ist der tatsächliche Platz, durch den du gehen kannst – Zarge und Beschläge natürlich abgezogen. Alles, was kleiner als 73,5 cm ist, kann bei Umzügen, großen Möbeln oder im Alter eine echte Hürde werden.
Ein weitverbreiteter Irrglaube: Wohnungstüren und Haustüren hätten automatisch dieselbe Norm. Tatsächlich gelten hier wiederum spezielle Vorschriften (etwa Einbruchschutz, Wärmedämmung und Schallschutz), sodass die Maße häufig abweichen. Besonders Haustüren gibt’s fast immer in breiter Ausführung – häufig 985 mm, manchmal sogar darüber.

Sonderfälle, Umbauten und Barrierefreiheit – warum Breite nicht gleich Breite ist
Nicht jede Tür soll einfach nur Menschen durchlassen. Plötzlich kommen Themen wie Barrierefreiheit, Brandschutz oder Fluchtwege ins Spiel. Wer mit Kinderwagen oder Rollstuhl unterwegs ist, weiß: 735 mm können da verdammt eng werden. Deswegen fordern Bauvorschriften für barrierefreie Gebäude, dass Türen im Regelfall mindestens 90 cm Durchgangsbreite haben müssen. Noch besser sind 100 cm, um die typischen Wendekreise für Rollstühle einzuhalten.
Spannend wird’s, wenn Altbau auf Moderne trifft. Wer seine Bestandswohnung altersgerecht umbauen will, steht schnell vor Mauerdurchbrüchen und Statiksorgen. Die Tür breiter machen, klingt erstmal simpel – in der Praxis bringt das aber oft beträchtlichen Aufwand. Stichwort: tragende Wände, Elektrik neu verlegen, Fliesen schneiden, neue Zargen kaufen… Das ist kein Job für nebenbei, sondern etwas, das richtig geplant werden will. Gut zu wissen: Es gibt auch Nachrüstsysteme, die schmale Zargen oder schiebbare Türen erlauben, um zumindest ein paar Zentimeter mehr durchgang zu gewinnen, ohne massiv umbauen zu müssen.
Gerade im Neubau raten Experten, auf das Maximum zu setzen – auch wenn Kinder und Rollator noch Zukunftsmusik sind. Wer einmal „zu schmal“ gebaut hat, kann das später nicht einfach rückgängig machen. Manche Daten: Im Jahr 2022 wurden in Deutschland etwa 81.021 Wohnungen barrierefrei gebaut oder umgebaut. Besonders im öffentlich geförderten Bereich (z.B. Mietwohnungen, Seniorenheime) gelten mittlerweile strenge Mindestmaße. Das ist nicht nur eine Frage der Bequemlichkeit, sondern immer häufiger auch der Notwendigkeit.
Brandschutztüren, besonders in Fluren oder Kellern, haben noch einmal eigene Vorschriften: Sie müssen meist breiter sein, weil man im Notfall zügig hindurchkommen muss. Und in öffentlichen Gebäuden, wie Schulen oder Kliniken, sind 1,10 Meter oder sogar 1,35 Meter lichte Breite keine Seltenheit.
Tipp: Wenn du dir nicht sicher bist, wie breit eine Tür idealerweise sein sollte, denk an deine eigene Zukunft – oder an Gäste mit Handicaps. Eine zu schmale Tür ist auf Dauer ein richtiger Nervkiller. Am besten vorher planen, modernisieren, und nicht erst, wenn Umstände es erzwingen.

So findest du raus, welche Türbreite für dich passt & praktische Tipps für Renovierende
Jetzt mal ehrlich – niemand will ein Maßband-Marathon durchs Haus starten, aber genau das bringt meistens die besten Erkenntnisse. Miss nicht nur die Tür selbst aus (also das Türblatt), sondern unbedingt auch die lichte Durchgangsbreite. Das bedeutet: Abstand von Wand zu Wand, abzüglich Beschläge, Griff und Zarge. Gerade in Altbauten verstecken sich da fiese 4-5 Zentimeter, die das tatsächliche Durchkommen erschweren.
Für manche Situationen gibt’s einfache Faustregeln:
- Kellertüren oder Schrankkammern: 61 cm reichen meist aus – es sei denn, du willst mal echt sperrige Sachen durchtragen.
- Hauptwohnräume: Mindestens 73,5 cm, besser 86 cm – das passt für die meisten Möbel, Waschmaschinen oder Kinderwagen.
- Barrierefreiheit: Ab 90 cm aufwärts – sicher ist sicher, auch im Alter.
- Haustüren: 98,5 cm oder mehr – damit kriegst du alles durchs Haus, von der Wickelkommode bis zum neuen Kühlschrank.
Wusstest du, dass laut einer Umfrage des deutschen Bauherren-Schutzbunds fast 18 % der Käufer von Bestandsimmobilien unerwartete Probleme mit Türbreiten hatten? Meist, weil sie bei der Besichtigung nicht nachgemessen oder nachgefragt haben. Oft fällt es erst nach dem Einzug auf – dann ist der Aufwand riesig.
Wenn Umbau ansteht, kalkuliere mehr Spielraum ein. Standardmaße klingen erst bequem, gehen aber schnell nach hinten los, wenn das Lieblingssofa plötzlich draußen stehen bleibt. Ein guter Tipp: Lass immer mindestens 10-15 cm Puffer für Transport und Bewegungsfreiheit.
Wer an Schiebetüren denkt, kann oft sogar bei sehr schmalen Räumen wertvolle Zentimeter sparen. Sie lassen sich leicht nachrüsten und laufen vor der Wand – ganz ohne Zarge, Schwelle oder Anschlagstopper. Für schmale Flure gibt’s zudem Falt- oder Pendeltüren, ideal für kleine Budget-Umbauten.
Noch ein wichtiger Punkt: Wer vorhat, Wände zu versetzen oder neu zu bauen, sollte sich gleich mit den gängigen Normbreiten beschäftigen. Denn die Zargenbreite (also das "Rahmenbrett" um die Tür) kommt immer zum Türblatt dazu. Also – lieber einmal zu viel nachgemessen als später zu schimpfen.
Ein kleiner Exot: In manchen Gewerberäumen – etwa Praxen oder Ladenlokalen – gelten noch mal ganz eigene Vorschriften. Hier orientiert man sich meist an den technischen Regeln für Arbeitsstätten (ASR), wonach Türen zu Sanitärräumen mindestens 875 mm breit sein müssen. Aber: Es gibt auch hier keine absolute Pflicht für bestehende Bausubstanz, sondern meist nur im Neubau oder bei wesentlicher Modernisierung.
Kleiner Tipp am Rande, wenn das Budget knapp ist: Es gibt Profis, die Sondermaße aufarbeiten, alte Türen kürzen oder anpassen können – manchmal günstiger als einen komplett neuen Einbau zu stemmen. Am besten Angebote vergleichen!
Und noch ein Fun-Fact: Die schmalste noch genutzte Haustür Berlins ist übrigens gerade mal 52 cm breit – gebaut 1822, heute fast wie ein Museumsstück. Für die meisten von uns heißt die Zauberformel allerdings: Normmaß plus ein bisschen Extra-Komfort macht das Leben leichter – nicht nur beim nächsten Sofa-Kauf.
Also: Türen sind keinesfalls alle gleich breit. Wer ein bisschen vorausdenkt, spart im Zweifel jede Menge Ärger – und macht die Wohnung einfach entspannter und zukunftssicher.
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