Ein Keller, der bei Starkregen oder Hochwasser plötzlich voll Wasser läuft, ist kein seltener Fall - besonders in Graz und anderen Regionen mit hohem Grundwasserstand. Immer mehr Hausbesitzer fragen sich: Wie kann ich meinen Keller wirklich vor Wasser schützen? Die einfachste Lösung ist nicht immer die beste. Ein altes Kellerfenster einfach abzudichten reicht nicht. Wer dauerhaft sicher sein will, muss die Fenster komplett austauschen - gegen wasserdichte Systeme, die nach DIN 18533 geprüft sind.
Warum reicht eine Abdichtung nicht?
Viele denken: Ein wenig Dichtmasse, ein neuer Fensterkasten, und schon ist der Keller trocken. Das ist ein Trugschluss. Wassereintrag im Keller passiert nicht durch kleine Risse, sondern durch Druck. Wenn das Grundwasser steigt, drückt es mit bis zu 2 Metern Wassersäule gegen die Kellerwand. Ein normales Fenster mit einfachem Dichtband hält da nicht stand. Es gibt keine Halbherzigkeiten. Entweder es hält - oder es bricht.Ein Beispiel: Ein Haus in der Grazer Lendplatzregion hatte 2021 ein Hochwasser mit 1,10 Meter Wasser vor dem Kellerfenster. Der Besitzer hatte das Fenster mit Silikon abgedichtet. Resultat: Der gesamte Keller war voller Wasser, Möbel kaputt, Estrich abgeplatzt - Schadenshöhe über 15.000 Euro. Ein Jahr später hat er das Fenster gegen ein MEALON AQUA System ausgetauscht. Beim nächsten Starkregen im Frühjahr 2023 blieb der Keller komplett trocken - ohne dass er irgendetwas tun musste.
Was macht ein echtes wasserdichtes Kellerfenster aus?
Nicht jedes Fenster, das „wasserdicht“ sagt, ist es auch. Der Schlüssel liegt in der Zertifizierung. Nur Systeme, die nach DIN 18533 geprüft und mit einem IFT-Rosenheim- oder Kiwa Bautest-Zertifikat ausgezeichnet sind, garantieren echten Schutz. Diese Prüfungen testen nicht nur die Dichtung, sondern die ganze Konstruktion: Rahmen, Glas, Einbau, Verankerung.Typische Merkmale echter Systeme:
- 3-fach-Verglasung mit Isolierglas (U-Wert unter 0,8 W/(m²K))
- Verbundsicherheitsglas (VSG), das auch bei Bruch nicht zerfällt
- Spezielle Kunststoff- oder beschichtete Metallprofile, die bis zu 2,2 Meter Wassersäule aushalten
- 2K-Dickbeschichtung um die gesamte Fensteröffnung - nicht nur am Rand
- Spezialkleber mit dreifacher Rautenstruktur (2 cm Abstand) auf der Leibung
Die bekanntesten Systeme auf dem Markt sind das ACO Therm® 3.0 HWD-S plus (bis 2,0 Meter Wassersäule) und das MEALON AQUA von MEA Group (bis 1,5 Meter). Beide sind in Österreich weit verbreitet und werden von zertifizierten Handwerkern installiert.
ACO vs. MEALON AQUA: Was ist besser?
Beide Systeme funktionieren - aber sie unterscheiden sich in Details, die für Sie entscheidend sein können.| Merkmale | ACO Therm® 3.0 HWD-S plus | MEALON AQUA |
|---|---|---|
| Wassersäule-Beständigkeit | 2,0 Meter | 1,5 Meter |
| U-Wert (Wärmedämmung) | 0,85 W/(m²K) | 0,75 W/(m²K) |
| Glasart | 3-fach-Verglasung, VSG | 3-fach-Verglasung, VSG |
| Einbauweise | Volleinbau, erfordert Mauerwerk-Anpassung | MEALUXIT-Wechselzarge - ohne Großbaustelle |
| Kosten pro Fenster | 1.600 - 2.000 € | 1.500 - 1.800 € |
| Handwerkerzeit pro Fenster | 7-9 Stunden | 6-8 Stunden |
| Verfügbarkeit in Österreich | Sehr gut | Sehr gut |
Wenn Sie in einem Altbau mit schwachem Mauerwerk wohnen, ist das MEALUXIT-System von MEA Group oft die bessere Wahl. Es wird in eine bestehende Zarge eingesetzt - ohne das Mauerwerk anzutasten. Das spart Zeit, Geld und vermeidet Risse. ACO hingegen bietet mehr Druckresistenz - ideal für Häuser in Hochwassergebieten mit extremen Wasserständen.
Was ist mit Acrylschotts und Dammbalken?
Viele Hausbesitzer denken: Warum teuer tauschen, wenn man ein Acrylschott für 500 Euro kaufen kann? Ja, das ist günstiger. Und ja, es hält bei 1,5 Metern Wasser - wenn es richtig montiert ist.Aber: Es ist kein Fenster. Es ist eine Notlösung. Sie müssen es manuell vor jedem Hochwasser einsetzen. Wer vergisst? Wer ist im Urlaub, wenn es regnet? Wer hat keine Kraft, ein 30 kg schweres Acrylpaneel in der Dunkelheit einzusetzen?
Ein Nutzer auf Baukosten.de schrieb: „Ich habe das Acrylschott 2022 installiert. Beim letzten Starkregen war ich auf Arbeit. Als ich nach Hause kam, stand 80 cm Wasser im Keller. Das Schott war nicht eingeklemmt.“
Aluminium-Dammbalken sind noch problematischer. Sie blockieren das Licht, sind schwer zu reinigen und bieten keinen Schutz, wenn das Wasser von innen kommt - etwa durch kaputte Rohre oder feuchte Wände. Sie sind keine Lösung, sondern ein Kompromiss.
Die Installation: Was muss passieren?
Ein wasserdichtes Kellerfenster ist kein „Einsteigerprojekt“. Selbst erfahrene Heimwerker scheitern oft an der Vorbereitung.So läuft eine professionelle Montage ab:
- Das alte Fenster wird komplett entfernt - inklusive Rahmen und Dichtungen.
- Die Fensteröffnung wird gründlich gereinigt: Bauschaum, Staub, alte Farbe - alles muss weg.
- Die Mauerwerkswände werden auf Ebenheit geprüft. Unebenheiten werden mit Spezialmörtel ausgeglichen.
- Um die Öffnung wird eine 2K-Dickbeschichtung aufgetragen - mindestens 10 cm breit, bis in die Tiefe der Wand.
- Der Kleber wird in dreifacher Rautenstruktur (2 cm Abstand) auf die Leibung aufgebracht, besonders in den Ecken.
- Das neue Fenster wird eingesetzt, mit Dübeln verankert - aber nicht zu fest, sonst reißt die Dichtung.
- Die Fugen werden mit speziellem Silikon abgedichtet - nicht mit normalem Fensterkleber.
Die gesamte Arbeit dauert 6-9 Stunden pro Fenster. Ein Heimwerker braucht mindestens 12 Stunden - und hat oft noch keine Ahnung, ob die Dichtung wirklich hält. Deshalb: Lassen Sie es von einem zertifizierten Handwerker machen. Die Garantie auf das System verfällt sonst.
Was kostet es wirklich?
Hersteller geben oft 1.500-1.800 Euro pro Fenster an. Aber das ist nur die Spitze des Eisbergs.Die tatsächlichen Kosten hängen von:
- Größe des Fensters (Sondermaße kosten mehr)
- Zustand des Mauerwerks (uneben = teurer Ausbau)
- Entfernung von Rollladenkästen (kann +500-1.000 € kosten)
- Transport und Anfahrt (besonders in ländlichen Gegenden)
- Abfallentsorgung des alten Fensters
Ein Kunde aus der Steiermark berichtete: „Ich habe 1.700 Euro für das Fenster gezahlt. Dann kam die Rechnung für die Rollladenkasten-Entfernung: 950 Euro. Und die Abbrucharbeiten: 400 Euro. Am Ende waren es 3.050 Euro für ein Fenster.“
Rechnen Sie deshalb mit 2.000-3.500 Euro pro Fenster, wenn Sie im Altbau wohnen. Es ist teuer - aber günstiger als ein Wasserschaden.
Was sagen Experten?
Dipl.-Ing. Markus Schröder von Hochwasserschutz-Profis sagt: „Nur Systeme mit IFT-Prüfzertifikat und DIN 18533-Zulassung bieten echten Schutz. Alles andere ist Theater.“Prof. Dr. Thomas Weber von der Hochschule München warnt dagegen: „In Häusern aus den 1950er Jahren mit schwachem Mauerwerk kann der Einbau von wasserdichten Fenstern sogar schädlich sein. Die neuen Rahmen ziehen das Mauerwerk auseinander - und das führt zu Rissen.“
Sein Tipp: Bei alten Mauerwerken lieber ein Acrylschott nutzen - oder die Kellerwand von außen dichten. Ein Fenstertausch ist nicht immer die beste Lösung.
Was kommt als Nächstes?
Die Technik entwickelt sich weiter. MEA Group arbeitet an einem neuen MEALON AQUA mit U-Wert von 0,65 - das ist besser als viele Fenster im Wohnbereich. ACO hat einen Notausstieg für Betonlichtschächte entwickelt, der bei Hochwasser den schnellen Ausstieg ermöglicht. Alpina testet bereits Fenster mit eingebauten Sensoren, die per App warnen, wenn das Wasser steigt.Der Markt wächst: In Österreich wurden 2023 über 2.800 wasserdichte Kellerfenster installiert - ein Anstieg von 22% gegenüber 2022. Die Bundesanstalt für Bauwesen prognostiziert, dass bis 2030 jeder dritte Keller in Hochwassergebieten ein solches Fenster haben wird.
Doch: Ein Fenster allein reicht nicht. Es muss Teil eines Gesamtkonzepts sein - mit Drainage, Abflusskanälen und geprüfter Kellerabdichtung. Sonst wird das Fenster zur Falle: Es hält das Wasser draußen - aber das Wasser sucht sich einen anderen Weg rein.
Was tun, wenn Sie jetzt handeln wollen?
1. Prüfen Sie, ob Ihr Haus in einem Hochwassergebiet liegt - fragen Sie beim Gemeindeamt nach.2. Lassen Sie die Kellerwand und das Mauerwerk von einem Bauphysiker prüfen. Kein Fenster hilft, wenn die Wand bröckelt.
3. Vergleichen Sie mindestens drei Angebote - nicht nur nach Preis, sondern nach Zertifikaten. Fordern Sie immer die IFT- oder Kiwa-Prüfbescheinigung an.
4. Fragen Sie nach der Garantie: Mindestens 10 Jahre auf die Dichtigkeit, 5 Jahre auf die Montage.
5. Planen Sie die Installation im Frühjahr oder Herbst - nicht im Winter. Das Mauerwerk muss trocken sein, sonst hält die Dichtung nicht.
Ein wasserdichtes Kellerfenster ist keine Luxusentscheidung. Es ist eine Investition in Ihre Sicherheit. In Ihrem Zuhause. In Ihrem Geldbeutel. Und in Ihre Ruhe - denn wenn es regnet, brauchen Sie nicht mehr zu hoffen. Sie wissen: Es bleibt trocken.
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