Tür richtig ausmessen: Schritt-für-Schritt Anleitung mit DIN-Maßen, Checkliste & Profi-Tipps

Eine falsch bestellte Tür kostet Nerven, Zeit und Geld. Das passiert oft wegen zwei, drei Millimetern, die beim Messen durchrutschen. Hier bekommst du eine klare, praxiserprobte Anleitung, mit der du eine Tür so ausmisst, dass sie passt - egal ob Altbau-Flair oder Neubau im Lot. Realistische Erwartung: Du brauchst ein Maßband (besser: Laser), eine Wasserwaage und 20 ruhige Minuten. Danach weißt du Maße, Anschlag, Wandstärke und ob Standard reicht oder Sondermaß sinnvoll ist.
TL;DR
- Breite und Höhe immer an mehreren Punkten messen (oben, Mitte, unten bzw. links, rechts) und den kleinsten Wert notieren.
- Wandstärke am fertigen Putz messen, inkl. Fliesen/Laminat; Zarge muss den Verstellbereich abdecken.
- DIN-Richtung: Siehst du die Bänder und sie sind links? Dann DIN links; sind sie rechts? DIN rechts.
- Bestellst du nur das Türblatt: Falz-Innenmaß der vorhandenen Zarge messen und die Herstellervorgaben für Luft berücksichtigen.
- Normen: DIN 18101 (Türmaße), DIN 18100 (Rohbaumaße), Barrierefreiheit: DIN 18040 (lichte Breite ≥ 90 cm empfohlen).
Was du misst: Öffnung, Zarge, Türblatt, Wandstärke, Anschlag
Bevor du überhaupt Zahlen sammelst, klär kurz: Tauscht du eine komplette Tür mit Zarge? Nur das Türblatt? Oder misst du für einen Rohbau-Ausschnitt, damit der Maurer richtig öffnet? Davon hängt ab, wo du dein Maß nimmst.
Für komplette Einheit (Türblatt + Zarge): Du misst das Maueröffnungsmaß (Rohbaumaß) und die Wandstärke. Für nur das Türblatt: Du misst das Falz-Innenmaß der vorhandenen Zarge. Für Rohbauplanung: Du leitest die Rohbaumaße aus der gewünschten Standardgröße nach DIN 18101/18100 ab (Herstellerblatt checken).
Breite und Höhe - so wird’s sauber:
- Breite: Drei Messpunkte - oben, Mitte, unten. Notiere den kleinsten Wert. Unterschied größer 5 mm? Die Öffnung ist schief, später mit Montageschaum/Anputzprofilen und passenden Verstellzargen ausgleichen.
- Höhe: Zwei Messpunkte - links und rechts. Miss vom fertigen Fußboden (FFB) bis zur Unterkante Sturz. Fehlt der finale Bodenbelag? Addiere seine Dicke (z. B. 10 mm Fliese + 3 mm Kleber).
- Diagonal: Miss beide Diagonalen der Öffnung. Differenz über 5-8 mm zeigt, dass die Öffnung nicht rechtwinklig ist. Das ist kein Drama, aber wichtig für die Montageplanung.
Wandstärke - der Zargen-Killer:
- Miss die fertige Wandstärke senkrecht zur Wand, inklusive Putz und Fliesen. Miss an mehreren Stellen, Nischen und Laibungen gern mal 5-10 mm Unterschied.
- Notiere den maximalen Wert und vergleiche mit dem Verstellbereich der geplanten Zarge (z. B. 80-100 mm). Liegt deine Wand darüber? Nimm eine breitere Zarge oder ein Aufdopplungs-/Verbreiterungsprofil.
DIN-Richtung (links/rechts) - einfach gemerkt:
- Stell dich auf die Seite, von der aus sich die Tür zu dir hin öffnet (du ziehst die Tür).
- Siehst du die Bänder links? DIN links. Siehst du sie rechts? DIN rechts.
- Alternative Merkhilfe: Ziehst du mit der linken Hand an der Klinke und die Bänder sind links - DIN links. Sonst DIN rechts.
Schwelle und Bodenaufbau - die Stolperfalle:
- Innen-Türen bekommen in der Regel keine feste Schwelle. Plane unter der Türdurchlassstelle keinen überstehenden Belagwechsel ein, der die Tür streifen lässt.
- Außen- und Wohnungseingangstüren haben meist Schwellen mit definiertem Aufbau. Hier immer den Systemaufbau des Herstellers beachten (Abdichtung, Höhenniveau, Barrierefreiheit nach DIN 18040 - Ziel: möglichst 0-2 cm).
Wenn du nur das Blatt tauscht:
- Miss das sichtbare Türblatt (Breite/Höhe) und zusätzlich das Falz-Innenmaß der Zarge. Beachte: Je nach Hersteller beträgt die Montage-Luft seitlich 2-3 mm pro Seite, oben ca. 2-3 mm.
- Die sichere Variante: Herstellerskizze zur Zarge besorgen oder Blatt beim Händler anhalten lassen - spart Diskussionen.
Anleitung: So misst du eine Tür richtig aus (mit Profi-Tipps)
- Werkzeug parat legen:
- Bandmaß (5 m), Laser-Distanzmesser (optional), Wasserwaage (60-120 cm), Notizblock, Bleistift, evtl. Winkel.
- Raum vorbereiten:
- Leiste Gegenstände frei, die das Messen behindern. Wenn möglich, Kanten von Putznasen befreien, damit du die echte Öffnung triffst.
- Breite messen (Maueröffnung):
- Oben, Mitte, unten messen. Kleinsten Wert notieren - das ist dein Basiswert.
- Erkennst du Ausbrüche oder besonders enge Stellen, vermerke sie. Das hilft später bei der Zargenwahl.
- Höhe messen (Maueröffnung):
- Links und rechts vom fertigen Boden bis zum Sturz. Bei Neubau: geplante Bodenaufbauhöhe addieren.
- Ist der Sturz uneben? Nimm den kleiner gemessenen Wert.
- Wandstärke messen:
- Mindestens an drei Punkten messen (oben, Mitte, unten). Maximalwert notieren und mit Zargen-Verstellbereich abgleichen.
- Fliesen im Bad? Miss auf der Fliesenseite. Wenn beidseitig Fliesen, beide Seiten checken - Belagstärken können variieren.
- DIN-Richtung bestimmen:
- Auf die Aufgeh-Seite stellen (Tür zieht zu dir). Bänder links = DIN links, Bänder rechts = DIN rechts. Foto machen und in die Bestellung packen - Missverständnisse verhindert.
- Besonderheiten dokumentieren:
- Schalter, Heizkörper, Rohrleitungen nahe der Öffnung? Notiere Abstände. Große Zargenumfassungen brauchen Platz.
- Bodenwechsel direkt im Türbereich? Höhe und Verlauf vermerken.
- Maße gegen DIN prüfen:
- Innenraum-Komfort: Lichte Durchgangsbreite um 80-90 cm ist angenehm; barrierefrei nach DIN 18040 wird ≥ 90 cm lichte Breite empfohlen.
- Standardhöhen sind 1985 mm und 2110 mm (Türblatt). Höhere Räume? 2110 mm wirkt stimmiger.
- Für Austausch nur Türblatt:
- Falz-Innenmaß der vorhandenen Zarge messen (Breite/Höhe). Notiere Bandtyp und Abstand Bandmitten (wichtig für Bohrungs-/Bandtaschenpositionen, wenn systemfremd).
- Griff-/Schlossmaß: Drückerhöhe (meist 1050 mm) und Dornmaß (meist 55 mm bei Innentüren) prüfen, falls du Sonderlösungen hast.
- Bestellnotizen sauber schreiben:
- Reihenfolge, die Händler lieben: Typ (Innendreh/Haustür/Schiebetür), System (Blatt+Zarge), Maße (B/H), Wandstärke (mit Verstellbereich), DIN-Richtung, Oberfläche, Schloss/Drücker, Besonderheiten.
Profi-Tipps aus der Praxis:
- Laser nutzt du für die schnelle Übersicht, das Bandmaß für die exakte Laibung. Beides ist kein Widerspruch.
- Wenn die Öffnung deutlich konisch ist (z. B. unten 912 mm, oben 926 mm): Beim Rohbau den Maurer bitten, die engste Stelle zu korrigieren. Bei Renovierung eine Zarge mit großem Verstellbereich wählen.
- Im Altbau in Dresden sehe ich oft Bodenwellen. Plane unten 8-10 mm Luft zum fertigen Boden ein, bei Teppich eher 10-12 mm.
- Bei Wohnungseingangstüren frühzeitig auf Schalldämmung, Einbruchschutz (Widerstandsklasse) und Schwelle achten - das beeinflusst die Einbaumaße.

Praxis: Beispiele, DIN-Maße, Tabelle und Checklisten
Beispiel 1 - Innentür Standard ersetzen:
Du misst eine Öffnung mit 900 mm Breite (kleinster Wert) und 2015 mm Höhe (kleinster Wert), Wandstärke 115 mm. Ziel ist eine Standardtür. Du wählst eine Zarge mit Verstellbereich 100-120 mm, Türblattgröße 860 x 1985 mm (gängiges DIN-Maß). Die Zarge gleicht kleine Unebenheiten aus, die Einbaufuge (je Seite 10-15 mm) ist abgedeckt. Ergebnis: Passt, keine Sondermaße nötig.
Beispiel 2 - Barrierearm planen:
Du willst eine lichte Breite von mindestens 90 cm erreichen. Wähle ein Türblatt 985 x 2110 mm. Prüfe im Datenblatt der Zarge die resultierende lichte Durchgangsbreite (je nach System ca. −80 bis −100 mm gegenüber Türblattbreite). Bei 985 mm Türblattbreite landen viele Systeme bei circa 885-905 mm lichte Breite - das kann knapp werden. Option: breitere Zarge oder stumpf einschlagende Systeme mit günstigerem Durchgang, oder 1100 mm Türblatt.
Beispiel 3 - Nur Türblatt tauschen, alte Stahlzarge:
Falz-Innenmaß messen: Breite 772 mm, Höhe 2006 mm. Hersteller fordert seitlich 2,5 mm Luft pro Seite, oben 2,5 mm. Bestellmaß Türblatt wäre ca. 767 mm Breite, 2003,5 mm Höhe. Ohne Herstellerdaten würdest du ein Standardblatt 735/860 probieren - das führt oft zu Klemmen oder zu viel Spiel. Darum: immer Falzmaß plus Montage-Luft des Systems verwenden.
Beispiel 4 - Außen-/Haustür:
Hier gelten zusätzlich Systemaufbauten (Abdichtung, Schwelle, Wärmedämmung). Miss Rohbaumaß wie oben, aber plane die Schwellenhöhe exakt und halte dich an die Montageanleitung des Türherstellers (RAL-Montageprinzipien). Fehlerquelle Nummer eins: fehlender, tragfähiger Untergrund unter der Schwelle.
Anwendung | Türblatt (B x H) mm | Gängig 2025 | Hinweis |
---|---|---|---|
Kleine Nebenräume | 610 x 1985 | selten | Enge Durchgänge; nicht barrierefrei |
Standard Innentür | 735 x 1985 | sehr häufig | Solide Standardbreite |
Komfort Innentür | 860 x 1985 | häufig | Besseres Möbeldurchtragen |
Breite Innentür | 985 x 1985 | gut verfügbar | Für großzügige Räume |
Hohe Räume (Standardbreite) | 860 x 2110 | gut verfügbar | Stimmig bei hohen Decken |
Breit & hoch | 985 x 2110 | verfügbar | Für nahezu barrierefreie lichten Maße |
Hinweis zur Tabelle: Das sind typische DIN-18101-Türblattgrößen. Die lichte Durchgangsbreite ist je System unterschiedlich (Falz, Bandlage, Dichtung). Prüfe immer das Zargen-Datenblatt, wenn es auf Zentimeter ankommt, besonders bei Barrierefreiheit nach DIN 18040 (lichte Breite ≥ 90 cm empfohlen).
Checkliste - vor der Bestellung abhaken:
- Art: Innentür, Wohnungseingang, Haustür, Schiebetür?
- Komplette Einheit oder nur Türblatt?
- Gemessene Breite/Höhe (kleinste Werte) und Diagonalen notiert?
- Wandstärke und Zargen-Verstellbereich passen zusammen?
- DIN links oder DIN rechts sicher bestimmt (Foto gemacht)?
- Bodenaufbau berücksichtigt (FFB, Belagwechsel, Schwelle)?
- Besonderheiten: Schalter, Heizkörper, Leitungen in Zargennähe?
- Bei Blatttausch: Falzmaß, Bandabstände, Schloss/Dornmaß erfasst?
- Barrierefreiheit relevant? Ziel lichte Breite ≥ 90 cm eingeplant?
Faustregeln, die helfen:
- Niemals nur an einem Punkt messen - immer mehrpunktig und kleinsten Wert verwenden.
- Lieber eine Zarge mit größerem Verstellbereich wählen als eine knappe - Montage wird leichter, Fugen werden sauberer.
- Höhenreserve unten einplanen: Laminat/Teppich 8-12 mm, Fliese 10-15 mm, Parkett 12-16 mm (inkl. Kleber/Unterlage).
- Rohbau: Öffnung 10-15 mm pro Seite größer lassen als das Zargenaußenmaß, damit die Montagefuge Platz hat (Hersteller gibt es genau vor).
FAQ, Fehler vermeiden & nächste Schritte
Was ist der Unterschied zwischen Rohbaumaß und Bestellmaß?
Rohbaumaß ist die Maueröffnung (B/H). Bestellmaß ist, was du für Türblatt und Zarge angibst. Das Zargenaußenmaß liegt unter dem Rohbaumaß, damit noch Montagefuge bleibt. Die Beziehung ist herstellerabhängig - daher unbedingt das Datenblatt der Zarge nutzen.
Wie bestimme ich die lichte Durchgangsbreite?
Sie ist die freie Öffnung bei geöffneter Tür. Sie fällt kleiner aus als die Türblattbreite. Wie viel kleiner, hängt von Zarge, Falz und Bändern ab. Für barrierearme Planung peile eine lichte Breite von mindestens 90 cm an (DIN 18040 Empfehlung) und prüfe die Systemangaben.
Ich habe krumme Altbauwände. Was tun?
Nimm eine Zarge mit großem Verstellbereich und plane Montageschaum/Hybridkleber plus Anputzleisten ein. Miss immer dort, wo die Zarge später anliegt. Bei extremen Abweichungen hilft ein Schreiner, die Laibung vorzubereiten.
Wie messe ich die DIN-Richtung bei einer Wohnungseingangstür korrekt?
Stell dich auf die Seite, von der die Tür auf dich zu aufschlägt (Aufgehseite). Bänder links = DIN links, Bänder rechts = DIN rechts. Notiere zusätzlich, ob die Tür nach innen oder außen öffnet - relevant für Beschläge und Dichtung.
Kann ich ein Standard-Türblatt in eine alte Stahlzarge hängen?
Manchmal ja, oft nein. Alte Stahlzargen haben andere Falz- und Bandpositionen. Miss Falzmaß und Bandabstände exakt oder nimm ein systempassendes Blatt. Sonst klemmt die Tür oder steht schief.
Welche Normen sind für mich wichtig?
Für Maße und Passungen: DIN 18101 (Türblätter, Zargen). Für Rohbauöffnungen: DIN 18100. Für Barrierefreiheit: DIN 18040 (z. B. lichte Breite ≥ 90 cm empfohlen, Bewegungsflächen). Herstellerdatenblätter ergänzen die Normen mit Systemspezifika.
Häufige Fehler und wie du sie vermeidest:
- Nur ein Messpunkt: Immer mehrpunktig messen und den kleinsten Wert verwenden.
- Wandstärke unterschätzt: Immer fertig verputzt messen, Beläge einrechnen.
- DIN-Richtung verwechselt: Foto machen und auf der Bestellung markieren.
- Bodenaufbau vergessen: Endbelag und Kleber dazurechnen, sonst schleift das Blatt.
- Systemdaten ignoriert: Zargen- und Türblatt-Herstellerdaten sind entscheidend für Fugen und lichte Maße.
Nächste Schritte - je nach Situation:
- Neubau/Rohbau: Wunsch-Türblattgröße aus Tabelle wählen, Herstellerblatt zur Zarge laden, daraus Zargenaußenmaß und empfohlene Rohbauöffnung übernehmen. Maurer/Innenausbau informieren.
- Renovierung komplett (Blatt+Zarge): Maße wie oben aufnehmen, Zarge mit ausreichendem Verstellbereich wählen, Altzarge sauber ausbauen, Laibung glätten, dann montieren.
- Nur Blatt tauschen: Falz-Innenmaß und Bandpositionen der Bestandszarge messen, Hersteller-Toleranzen beachten, ggf. Schreiner anfragen, wenn System unbekannt.
- Barrierefreiheit im Blick: Prüfe, ob du mit Standardmaßen die 90 cm lichte Breite erreichst; wenn nicht, mit Fachhändler Sondermaß oder anderes System planen.
Ein letzter, sehr praktischer Tipp: Schreib deine Messwerte direkt auf ein Foto der Öffnung (Handy-Notizfunktion). Beim Bestellen erspart dir das Rückfragen - und garantiert, dass du genau das bekommst, was du ausgemessen hast. Und ja: Tür ausmessen ist keine Raketenwissenschaft - aber es lohnt sich, es einmal richtig zu machen.
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